Das Ifo-Institut senkt angesichts der anhaltenden Pandemie seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr nur um 3,7 Prozent und nicht wie noch im Dezember erwartet um 4,2 Prozent zulegen, sagten die Münchner Forscher am Mittwoch voraus. „Die Corona-Krise zieht sich hin und verschiebt den erwarteten kräftigen Aufschwung nach hinten“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Für 2022 hob das Institut seine Vorhersage von 2,5 auf 3,2 Prozent an. Insgesamt dürften sich die Kosten der Pandemie für die Jahre 2020 bis 2022 auf 405 Milliarden Euro summieren – gemessen an entfallender Wirtschaftsleistung. 2020 war die Wirtschaft um 4,9 Prozent eingebrochen.
Die Zahl der Arbeitslosen wird den Forschern zufolge leicht sinken: von 2,70 Millionen im vergangenen auf 2,44 Millionen im kommenden Jahr. Erwartet wird zudem ein kräftiger Preisschub: Die Inflationsrate soll in diesem Jahr auf 2,4 Prozent klettern, nachdem sie 2020 bei lediglich 0,5 Prozent gelegen hatte. Für das nächste Jahr sagt das Ifo-Institut einen Rückgang der Teuerungsrate auf 1,7 Prozent voraus.
Tiefrote Zahlen werden für den Staatsetat erwartet. Das Defizit dürfte dieses Jahr bei 122,9 Milliarden liegen und sich 2022 in etwa halbieren. Die international kritisierten Überschüsse in der Leistungsbilanz (Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen, ausländische Zinsen und Erträge von Anlagen, Übertragungen) sollen im laufenden Jahr auf 275,6 Milliarden anschwellen.
„Die Prognose hängt allerdings entscheidend vom weiteren Pandemieverlauf ab“, sagte Wollmershäuser. Sollten die Umsätze in den von der Coronakrise unmittelbar betroffenen Dienstleistungsbranchen um weitere drei Monate auf dem niedrigen Niveau des ersten Quartals verharren, so würde der Anstieg der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,3 Punkte niedriger ausfallen und nur bei 3,4 Prozent liegen. Im zu Ende gehenden ersten Quartal 2021 erwarten die Münchner Forscher einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent und sind damit doch optimistischer als viele andere Ökonomen, die von einem Minus von rund 2 Prozent ausgehen.
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