Coronakrise IWF senkt globale Wirtschaftsprognose erneut

Der globale Wirtschaftseinbruch bedeutet „einen katastrophalen Schlag für den Arbeitsmarkt“, erklärte der IWF. Quelle: dpa

Es ist die schwerste globale Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Corona-Pandemie führt auch in Industrieländern zu einem verheerenden Wachstumseinbruch. Für nächstes Jahr gibt es aber Hoffnung.

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Die Coronavirus-Pandemie führt dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge zu einer schweren globalen Rezession, die einen bedeutenden Anstieg von Armut und Arbeitslosigkeit auslösen wird. In einer am Mittwoch vorgestellten Konjunkturprognose rechnet der IWF für 2020 mit einem Einbruch der Weltwirtschaftsleistung um 4,9 Prozent. Im April hatte der IWF noch einen Rückgang um 3 Prozent vorhergesagt. Im Januar, also vor der weltweiten Verbreitung des Coronavirus, rechnete der IWF sogar noch mit 3,3 Prozent Wachstum.

Die Gruppe der Industrieländer wird dem IWF zufolge besonders von der Coronakrise betroffen sein. Für die Länder der Eurozone geht der IWF für 2020 von einem dramatischen Wirtschaftseinbruch von 10,2 Prozent aus - fast drei Prozentpunkte mehr als noch im April angenommen. Für Frankreich, Italien und Spanien prognostiziert der IWF in diesem Jahr nun einen deutlich schlimmeren Einbruch um jeweils mehr als 12 Prozent. Für die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, erwartet der IWF einen Rückgang um 8 Prozent (April-Prognose: 6,1 Prozent).

In Deutschland soll das Bruttoinlandsprodukt um 7,8 Prozent schrumpfen, wie der IWF mitteilte. Im April war der Währungsfonds noch von 7 Prozent ausgegangen. Zum Vergleich: Die „Wirtschaftsweisen“ des Sachverständigenrats der Bundesregierung rechneten in ihrer Prognose vom Dienstag für 2020 mit einem Rückgang um 6,5 Prozent.

Der globale Wirtschaftseinbruch bedeutet „einen katastrophalen Schlag für den Arbeitsmarkt“, erklärte der IWF. Besonders betroffen davon seien die ärmeren und weniger gebildeten Arbeitnehmer, die meist nicht von Zuhause arbeiten könnten, hieß es weiter. Wegen der Pandemie würden viele Menschen erneut in die Armut abrutschen. Auch die zeitweise Schließung von Schulen treffe Kinder in ärmeren Staaten besonders hart, erklärte der IWF.

Obwohl die Coronakrise die Wirtschaft mehr in Mitleidenschaft gezogen hat, als noch im April angenommen, rechnet der IWF für kommendes Jahr weiterhin mit einer Erholung. Die globale Wirtschaft soll demnach 2021 um 5,4 Prozent zulegen - das wären 0,4 Prozentpunkte weniger als im April prognostiziert. Die Länder der Eurozone sollen um 6 Prozent wachsen, Deutschlands Wirtschaft um 5,4 Prozent. Der IWF betonte zugleich, dass die neue Prognose wegen der anhaltenden Pandemie mit größerer Unsicherheit behaftet sei.

Die in Washington ansässige Organisation warnte zudem, dass sich die Lage auf den Finanzmärkten trotz der Interventionen von Zentralbanken wieder zuspitzen könnte. Die jüngste positive Entwicklung der Märkte „scheint nicht mit den Veränderungen der zu Grunde liegenden wirtschaftlichen Aussichten zusammenzuhängen“, warnte der IWF. Sollte es zu einer erneuten Zuspitzung der Lage an den Märkten kommen wie zu Anfang des Jahres, drohten auch Schuldenkrisen, hieß es weiter.

Der IWF hat seit Beginn der Coronakrise bereits an viele Entwicklungs- und Schwellenländer Nothilfen vergeben, um deren Wirtschaft und Wechselkurs zu stützen. Die Finanzierungen umfassen bislang rund 25 Milliarden US-Dollar. Zu den größten Empfängern gehörten unter anderem Ägypten, Pakistan, Nigeria und Ghana.

Der jüngsten IWF-Prognose zufolge soll die Wirtschaft in Indien in diesem Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen, eine Herabstufung der Prognose um ganze 6,4 Prozentpunkte. Für China wiederum, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, prognostiziert der IWF 1 Prozent Wachstum.

Die ebenfalls in Washington ansässige Weltbank hatte Anfang Juni für dieses Jahr einen Rückgang der globalen Wirtschaft um 5,2 Prozent prognostiziert. Das wäre nach Angaben der Weltbank die schwerste globale Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Sollte die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte weitgehend unter Kontrolle gebracht werden können, könne es 2021 ein Wachstum von 4,2 Prozent geben, hieß es.


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