Seine ersten Gedanken über ökonomische Zusammenhänge brachte er 1810 in Form von Briefen zu Papier. Das Thema: die Inflation. In Großbritannien herrschte damals der Goldstandard, die umlaufenden Geldscheine waren durch Gold gedeckt. Doch der Preis für Gold, ausgedrückt in Papiergeld, nahm dramatisch zu. Die Mehrheit der Briten führte dies auf die Kontinentalsperre zurück, die Napoleon gegen Großbritannien verhängt hatte. Ricardo jedoch argumentierte, der steigende Goldpreis sei dadurch begründet, dass die Bank von England zu viel Papiergeld drucke.
Der Herausgeber der Zeitung „Morning Chronicle“, dem Ricardo die Briefe zeigte, überredete ihn, diese in seiner Zeitung zu veröffentlichen. Das Leserecho war überwältigend und bewirkte, dass Ricardos Thesen im britischen Parlament debattiert wurden. Seither gilt Ricardo als Mitbegründer der Quantitätstheorie des Geldes, deren Kernaussage darin besteht, dass die Preise steigen, wenn die Geldmenge stärker wächst als die reale Güterproduktion.
Gute Kontakte
Der hohe Bekanntheitsgrad, den Ricardo durch die von ihm entfachte Diskussion erlangte, verschaffte ihm Kontakte zu großen Denkern seiner Zeit, vor allem dem Sozialphilosophen James Mill. Mill drängte Ricardo, seine Gedanken über ökonomische Zusammenhänge in einem größeren Werk zu Papier zu bringen. „Sie sind schon jetzt der größte Denker der politischen Ökonomie, und ich bin überzeugt, dass Sie auch der beste Autor werden“, schrieb Mill seinem Freund und spornte ihn so zu intellektuellen Höchstleistungen an. Das Ergebnis waren die 1817 erschienenen „Principles“, ein nach heutigen Maßstäben absoluter Bestseller. Das Buch war nach wenigen Wochen ausverkauft, machte den ökonomischen Diskurs im gebildeten Bürgertum populär und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Dass Ricardo seine abstrakten Gedanken in einer ebenso abstrakten Formelsprache transportierte, die ihn selbst fürchten ließ, das Werk hätten allenfalls 25 Menschen begriffen, tat dem Erfolg des Buches keinen Abbruch.
Die damaligen polit-ökonomischen Verhältnisse beim Übergang ins Industriezeitalter waren durch schwankende Ernteerträge, eine wachsende Bevölkerung und Handelsprotektionismus geprägt. Vor diesem Hintergrund widmete sich Ricardo in den „Principles“ der Frage, nach welchen Gesetzmäßigkeiten das Einkommen auf die drei Klassen der Gesellschaft – Grundbesitzer, Kapitaleigner und Arbeiter – entfällt. Ausgangspunkt seiner Analyse ist die Feststellung, dass der Lohn der Arbeiter faktisch von den Lebensmittelpreisen bestimmt wird. Der Lohn richte sich nach dem „Preis, der nötig ist, die Arbeiter instand zu setzen, sich zu erhalten und ihr Geschlecht fortzupflanzen“.
Wächst die Bevölkerung, werden mehr Nahrungsmittel benötigt. Das macht es erforderlich, auch die weniger fruchtbaren Ackerböden zu bewirtschaften. Dies treibt die Kosten des Nahrungsmittelanbaus und damit die Preise für Lebensmittel in die Höhe. Davon profitieren aber nur die Grundbesitzer, denn sie können jetzt von den Pächtern fruchtbarer Böden höhere Pachten verlangen.