Deflation erklärt Was ist Deflation? Definition, Merkmale und Folgen

Deflation Quelle: dpa

Die Inflation in Deutschland, der EU und dem Rest der Welt steigt auf die höchsten Werte seit Jahrzehnten. Doch was passiert bei einer Deflation und was sind deren Folgen?

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Die steigende Inflation in Deutschland und weltweit steht aktuell im Fokus. Die Zentralbanken erhöhen seit Monaten den Leitzins, um der Entwicklung entgegenzuwirken und die Inflation einzudämmen – bislang mit überschaubarem Erfolg. Die Deflation stellt dabei das genau Gegenstück zur Inflation dar. Doch was genau ist Deflation? Ist diese besser als Inflation und welche Folgen kann dieser Effekt haben? Ein Überblick.

Definition: Was ist Deflation?

Grundsätzlich ist die Deflation das Gegenteil der Inflation. Deflation bedeutet, dass die Preise von Gütern über einen längeren Zeitraum sinken. Auch das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen fällt in einer Deflation. Das ist der Fall, da die Menge produzierter Güter schneller wächst als die Geldmenge. Kurz gesagt: In einer Deflation können Verbraucher aufgrund fallender Preise von der gleichen Menge Geld mehr Waren und Dienstleistungen kaufen. Verbraucher geben ihr Geld dann aber nicht aus. Eher kommt es bei einer Deflation zu Konsumverzicht: Dieser wird lukrativ, da es sinnvoll ist, Ausgaben und Anschaffungen zu verschieben, wenn sich später mit der gleichen Summe Geld mehr kaufen lässt. Verbraucher warten also auf noch weiter sinkende Preise.

Wann war die letzte Deflation in Deutschland?

Die letzte Deflation in Deutschland herrschte zwischen den Jahren 1929 und 1932 und war eine Folge der zuvor grassierenden Hyperinflation in der Weimarer Republik.

Ist Deflation besser als Inflation?

Bei einer Deflation fallen die Preise für Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum. Sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen ist es daher lukrativer, Investitionen und Anschaffungen zu verschieben bis die Preise weiter gefallen sind. Daraus folgt Konsumverzicht, da die allgemeine Erwartung vorherrscht, dass die Preise weiter fallen werden. 
Bei einer Inflation steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen hingegen kontinuierlich. Sie stellt somit das genaue Gegenteil einer Deflation dar. Anders als bei der Deflation entsteht bei einer Inflation für Unternehmen und Privatpersonen der Anreiz, Geld lieber früher als später auszugeben. Bei der Inflation kommt es zu einer schleichenden Entwertung des Geldes. Die Kaufkraft geht verloren.

Unternehmen und Privatpersonen versuchen diesen Verlust an Kaufkraft mit Investitionsobjekten, die eine höhere Rendite erbringen, auszugleichen. Je nachdem wie hoch die Inflationsrate ist, ist das aber nahezu unmöglich. Durch diesen Renditedruck erhält die Volkswirtschaft ausreichend Investitionen, da Geld in die Märkte fließt. Droht eine Überhitzung und somit der Wertverlust ersparter Vermögen, kann eine Zentralbank wie die Fed oder die EZB den Leitzins anheben. Genau das tun die Zentralbanken aktuell. Anders als bei der Deflation sind ihr dabei nach oben keine Grenzen gesetzt. Wenn ein Leitzins von fünf Prozent nicht ausreicht, um mehr Menschen zum Sparen zu bewegen, kann er einfach noch weiter angehoben werden. Eine Deflation ist also schwerer zu bekämpfen, da den Zentralbanken weniger Handlungsoptionen zur Verfügung stehen.

Warum ist die Deflation gefährlich?

Der Nachfragerückgang durch eine Deflation hat gerade für die Wirtschaft eines Landes gravierende Folgen. Denn: Gehen die Umsätze und Gewinne der Unternehmen zurück, reagieren diese Unternehmen auf die mangelnde Auslastung ihrer Kapazitäten mit Entlassungen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Dies tritt eine Spirale los. Denn durch die höhere Arbeitslosigkeit sinkt der Konsum in der Gesellschaft weiter, die Preise fallen daher nur noch stärker.

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Die Deflation ist gefährlich, da ein Teufelskreis von fallenden Preisen, sinkender Nachfrage und wirtschaftlichem Rückgang entsteht, der sich nur schwerlich durchbrechen lässt. Zwar kann die Zentralbank den Leitzins senken, um die Nachfrage nach Krediten zu erhöhen und somit den Konsum anzuheben. Der Leitzins lässt sich aber maximal auf null Prozent absenken, danach sind die Optionen der Zentralbanken erschöpft.

Was bedeutet eine Deflation für Sparer?

Eine Deflation kann sich für Sparer zunächst positiv gestalten. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Durch den Preisverfall von Waren und Dienstleistungen kann man mit der gleichen Menge Geld mehr kaufen. Doch in einer Deflation fallen die Preise immer weiter, ein Anreiz für Konsum ist also kaum gegeben, da das gleiche Produkt langfristig günstiger wird. Der Wert des Geldes und damit auch der Wert von Sparkonten würde sich allmählich erhöhen.
Die eigentliche Gefahr eines anhaltenden Preisrückgangs liegt darin, dass Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben in Erwartung weiter sinkender Preise zurückhalten und die Wirtschaft so in eine tiefe Rezession rutschen kann. Daraus folgen Entlassungen und Arbeitslosigkeit und somit der Wohlstandsverlust einer Gesellschaft.

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