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Denkfabrik

Warum die Fed bei der Zinswende Tempo machen muss

Martin Feldstein Quelle: Bloomberg, Montage
Martin S. Feldstein US-amerikanischer Ökonom, Professor für Wirtschaftswissenschaften und ehemaliger Oberster Wirtschaftsberater für US-Präsident Ronald Reagan Zur Kolumnen-Übersicht: Post aus Harvard

Die US-Notenbank Fed will sich nur langsam von ihrer lockeren Geldpolitik verabschieden. Das aber bedeutet Inflation - und die wird die Fed im kommenden Jahr zum Kurswechsel zwingen.

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Fed-Hauptsitz in Washington Quelle: AP

Nur von den Konjunkturdaten soll die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank bestimmt werden: Das haben wir von der US Federal Reserve immer wieder zu hören bekommen. Aber es müssten schon extrem unwahrscheinliche Daten auf den Bildschirmen der Analysten erscheinen, damit die Fed noch etwas an ihrem inoffiziellen Plan ändern sollte.

Der Aufkauf langfristiger Wertpapiere, das so genannte Quantitative Easing, wird danach noch in diesem Herbst eingestellt. Und irgendwann in der ersten Jahreshälfte 2015 wird die Fed damit anfangen, ihren derzeit annähernd bei null liegenden maßgeblichen Zinssatz wieder anzuheben.    

Die Finanzmärkte sind derzeit wahnsinnig an der Frage interessiert, ob die Zinsen im März oder erst im Juni 2015 steigen werden. Vermutlich wird die Fed im März mit den Zinserhöhungen anfangen, aber das ist nicht so wichtig. Entscheidender ist das Tempo der kommenden Zinserhöhungen und schließlich der Zinssatz zum Jahresende 2015.

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Für Preisstabilität sorgen

Unter den Mitgliedern des Federal Open Market Committee, dem für die Zinssätze zuständigen Gremium, gehen die Ansichten weit auseinander. Nimmt man das Mittel dieser Ansichten, wie sie in jüngster Zeit bekannt wurden, ergibt sich für Ende 2015 ein Zinssatz zwischen 1,25 und 1,5 Prozent. Auch ein Jahr später, zum Jahresende 2016, kommt nur ein Zinssatz von weniger drei Prozent heraus.

Solche Zinssätze wären zu niedrig. Bei einer Inflation von etwa zwei Prozent oder je nach Messverfahren noch etwas mehr wäre sonst Ende 2015 der reale Leitzins bei Null. Die Geldpolitik würde dann die Inflation weiter anheizen, statt wie vorgeschrieben für Preisstabilität zu sorgen.

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Private Lebenshaltungskosten

Man kann durchaus darüber diskutieren, was genau die angemessene Höhe des Zinses wäre. Doch die eigene Analyse der Fed legt bei einer langfristigen Inflationsrate von zwei Prozent einen langfristigen Zinssatz von etwa vier Prozent nahe.

Der amerikanische Index der Verbraucherpreise stand letztens bei einer Steigerung von 1,7 Prozent übers Jahr und wäre ohne den ungewöhnlichen Rückgang im letzten der zwölf Monate noch höher gewesen. Im zweiten Quartal 2014 betrug die Inflation aufs Jahr umgerechnet sogar vier Prozent.

Wenn es um Inflation geht, betrachtet die Fed am liebsten den Index der privaten Lebenshaltungskosten. Die Notenbanker betrachten am liebsten die Entwicklung über einen längeren Zeitpunkt – zwölf Monate und nicht drei – und begründen damit ihre entspannte Einstellung zur Inflationsgefahr.

So kommen sie auf eine Verbraucherpreisinflation von nur 1,5 Prozent für die zwölf Monate bis zum vergangenen August. Das entspricht der so genannten Kerninflation, bei der die Preise für Lebensmittel und für Energie nicht berücksichtigt werden.

Dabei sind auch die privaten Lebenshaltungskosten in Wirklichkeit zuletzt schneller gestiegen: aufs Jahr umgerechnet um 2,3 Prozent in der Zeit von April bis Juni.

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