Deutsche Konjunktur Gefühlte Inflation bei Verbrauchern steigt

Seit einigen Monaten steigt die Inflation wieder. Erst jetzt kommt das aber auch in den Köpfen der Verbraucher an. Grund für die verspätete Reaktion sind vor allem die erst seit kurzem wieder steigenden Kraftstoffpreise.

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Nachdem die Preise für Benzin und Diesel lange Zeit auf niedrigem Niveau stagnierten, zogen sie zuletzt wieder an. Dies wirkt sich auch auf die Verbraucher aus: Erstmal seit zwei Jahren steigt neben der tatsächlichen auch die gefühlte Inflation. Quelle: dpa

Berlin Die Inflation schleicht sich zurück ins Gefühl der Deutschen: Erstmals nach zweijähriger Pause steigen die Preise nicht nur nach offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamtes, sondern auch in der Wahrnehmung der Verbraucher. Im Oktober lag die gefühlte Inflationsrate bei 0,4 Prozent, ergaben Berechnungen der Großbank UniCredit für die Nachrichtenagentur Reuters.

„Damit ist der Wendepunkt erreicht“, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von Unicredit, Andreas Rees, am Montag. „Auch künftig dürften die Verbraucher wieder Inflation spüren, und zwar noch stärker als derzeit.“

Die offizielle Statistik weist bereits seit Mai steigende Preise aus: Im Oktober erklomm die Teuerungsrate mit 0,8 Prozent den höchsten Stand seit zwei Jahren. „Dass die gefühlte Inflation mit fast einem halben Jahr Verspätung nachzieht, liegt an der Entwicklung der Kraftstoffpreise“, erläuterte Rees.

Benzin und Diesel kosteten zuletzt wieder mehr, nachdem die Preise zuvor stagnierten oder sogar kräftig fielen. Da Kraftstoffe von vielen Verbrauchern regelmäßig gekauft werden, fallen ihnen Preisveränderungen hier stärker auf als bei selten erworbenen Waren wie Möbeln und Computern.

Die UniCredit-Experten geben ihnen daher ein stärkeres Gewicht: In die Berechnung für die gefühlte Inflation fließen Kraftstoffpreise mit zehn Prozent, im amtlichen Warenkorb hingegen nur mit rund vier Prozent ein.

Dass die gefühlte Inflationsrate derzeit nur halb so hoch ist wie die offizielle, liegt vor allem an den stabilen Nahrungsmittelpreisen. Sie haben inklusive alkoholfreier Getränke einen Anteil am offiziellen Warenkorb von zehn Prozent, bei den UniCredit-Experten hingegen von fast 30 Prozent - schließlich werden Brot, Wurst, Obst und Gemüse mehrfach wöchentlich gekauft. „Sobald die Lebensmittelpreise anziehen, dürfte die gefühlte Inflation auch wieder über der aktuellen Teuerungsrate liegen“, prognostizierte Rees.

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