Deutschland „Dass ausländische Investitionen sinken, ist ein Warnsignal“

Schwächen sehen die Investoren in Deutschland bei der Flexibilität des Arbeitsrechts, in Steuerfragen, bei Anreizen und Vergünstigungen für Unternehmen und bei den Arbeitskosten. Quelle: dpa

Ausländische Investoren haben ihr Engagement in Deutschland nach einer aktuellen Studie im vergangenen Jahr merklich reduziert. Die Analyse zeigt: Die Bundesrepublik hat einigen Nachholbedarf.

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Deutschland bleibt ein wichtiges Ziel für Investoren aus dem Ausland, verliert aber an Boden. Zugleich ist die Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen gewachsen, wie aus der europaweiten Standort-Attraktivitätsstudie des Beratungsunternehmens EY hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Mehr als ein Drittel der befragten Vertreter internationaler Unternehmen, die bereits in Deutschland aktiv sind, äußerte sich negativ. Im Jahr zuvor war es ein gutes Viertel. Was die Zahl der Investitionsprojekte angeht, rutschte Deutschland vom zweiten auf den dritten Platz und liegt nun hinter Frankreich. Platz eins belegt trotz der Brexit-Unsicherheiten weiter Großbritannien.

„Dass die ausländischen Investitionen in Deutschland sinken, ist ein Warnsignal“, betonte Hubert Barth, der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY in Deutschland. „Deutschland ist nicht mehr Wachstumsmotor der europäischen Wirtschaft.“ Es seien dringend wieder eine positive Dynamik und neue Wachstumsimpulse nötig.

Die Studie zählt für 2018 genau 973 Projekte ausländischer Investoren in Deutschland – 13 Prozent weniger als im Jahr davor und der erste Rückgang überhaupt, seit die Zahlen 2005 zum ersten Mal erhoben wurden. Auf Investoren aus den USA konnte der Standort zwar weiterhin bauen, Briten, Chinesen oder Schweizer dagegen reduzierten ihr Engagement teils deutlich.

Mit der Infrastruktur, dem stabilen politischen und rechtlichen Umfeld sowie der Qualifikation der Arbeitskräfte konnte Deutschland erneut punkten. Schwächen sehen die Investoren dagegen bei der Flexibilität des Arbeitsrechts, in Steuerfragen, bei Anreizen und Vergünstigungen für Unternehmen und bei den Arbeitskosten.

Einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der Investitionsprojekte musste der Studie zufolge zwar auch Großbritannien hinnehmen. Dennoch reichte es weiter für Platz eins. Frankreich legte leicht zu und setzte sich auf den zweiten Platz. Insgesamt ging die Zahl der Projekte in Europa um vier Prozent zurück.

Deutsche Unternehmen wiederum sind im Ausland nach wie vor sehr investitionsfreudig. Nur US-Unternehmen waren im vergangenen Jahr in Europa aktiver.

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