Vom welchen Schuldenniveau an verpufft die positive Wirkung neuer Schulden auf die Konjunktur? Ist dieser Punkt in der Euro-Zone nicht bereits überschritten?
Es gibt kein fixes Schuldenniveau, für das dies zutrifft. Denn Schulden sind dann schädlich, wenn sie Unternehmen und private Haushalte zu stark belasten und zu einem Vertrauensverlust und Verzerrungen in der Volkswirtschaft führen. In Italien, mit einer Schuldenquote von 130 Prozent und noch immer hohen Defiziten, mag dies der Fall sein. In Deutschland sehe ich dagegen eine solche Gefahr nicht, denn die öffentlichen Haushalte haben Überschüsse und wir bauen Staatsschulden aktiv ab. Die Schuldenbremse ist daher richtig und wichtig.
Ist der Neo-Keynesianismus des DIW noch zeitgemäß?
Das DIW Berlin ist weder "neo-keynesianisch" noch "neoklassisch" ausgerichtet. Wir sehen unsere Aufgabe darin, durch empirisch geleitete und theoretisch fundierte Forschung die wirtschaftspolitischen Diskussionen zu informieren. Das zeigen unsere Studien sehr deutlich. Und kaum ein Institut hat eine so intensive und große empirische Datengrundlage wie das DIW Berlin mit seinem Sozioökonomischen Panel (SOEP), das nun mittlerweile seit drei Jahrzehnten die Grundlage für große Teile unserer Forschung als auch Forschung anderer Wissenschaftler stellt.