Euro-Zone schwächelt Deutsche Industrie mit geringstem Wachstum seit zwei Jahren

Container Quelle: dpa

Die Probleme in den Schwellenländern und die Handelskonflikte hinterlassen tiefe Bremsspuren: Das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone ist im September wegen der schwächelnden Industrie abgeflaut.

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Die deutsche Industrie ist im September so schwach gewachsen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel 2,2 auf 53,7 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Umfrage unter Hunderten Firmen mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 55,7 Zähler gerechnet. „In der Industrie kam das Auftragswachstum nahezu zum Erliegen, da bei den Exportneuaufträgen erstmals seit über drei Jahren wieder Verluste verzeichnet wurden“, sagte Markit-Ökonom Phil Smith. Das Barometer hielt sich aber über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.

Die Industriemanager bewerteten auch ihre Geschäftsaussichten schlechter. „Sie fielen so wenig optimistisch aus wie zuletzt vor knapp vier Jahren“, sagte Smith. Wegen der zunehmenden Unsicherheiten – die von Handelskonflikten bis zum EU-Austritt Großbritanniens reichen – würden viele Hersteller in den nächsten zwölf Monaten kaum noch mit Wachstum rechnen.

Wesentlich besser schlugen sich die Dienstleister, die weit weniger von Exporten abhängig sind. Deren Barometer kletterte im September um 1,5 auf 56,5 Punkte. „So verbuchten die Dienstleister das höchste Auftragsplus seit über sieben Jahren, was für eine starke Binnennachfrage spricht“, sagte Smith. Der kombinierte Einkaufsmanagerindex – Industrie und Dienstleister zusammen – verlor 0,3 auf 55,3 Punkte.

In ihrem Monatsbericht erklärt die Bundesbank, dass sie die deutsche Wirtschaft trotz eines unerwartet schwachen Starts in die zweite Jahreshälfte für intakt hält.

Exportneugeschäfte in der EU stagnieren

Das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone insgesamt ist im September wegen der schwächelnden Industrie ebenfalls etwas abgeflaut. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte EU fiel um 0,3 Punkte auf 54,2 Zähler, wie das IHS Markit mitteilte. Das Barometer hält sich aber über der Wachstumsmarke von 50 Punkten. „Zum Glück blieb die Abschwächung auf die Industrie beschränkt“, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. „So florierte der Servicesektor dank der boomenden Binnennachfrage infolge des starken Jobaufbaus.“ Damit zeichne sich für das zu Ende gehende dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent ab, was einen Tick mehr wäre als im Vorquartal.

Nicht so gut lief es, wie auch in Deutschland, zuletzt in der Industrie der Eurozone. Hier fiel das Barometer um 1,3 auf 53,3 Punkte und damit auf den schlechtesten Wert seit zwei Jahren. Dabei stagnierte das Exportneugeschäft erstmals seit fünf Jahren. „Die Probleme in den Schwellenländern und die ungelösten Handelskonflikte hinterlassen immer tiefere Bremsspuren in der Industrie“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Bei den Dienstleistern kletterte das Barometer hingegen um 0,3 auf 54,7 Punkte.

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