Eurozone Inflationsrate steigt auf Rekordwert von 8,1 Prozent

Mit 8,1 Prozent Inflation in der Eurozone im Mai wird das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent noch deutlicher überschritten. Quelle: dpa

Der Preisschub bei Energie hat die Inflation im Euro-Raum auf ein neues Rekordhoch getrieben. Waren und Dienstleistungen kosteten im Mai durchschnittlich 8,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

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Die Inflation im Euro-Raum ist auf ein weiteres Rekordhoch geklettert und erhöht damit den Druck auf die Europäische Zentralbank. Angeschoben von den Energiepreisen schoss die Teuerung im Mai auf 8,1 Prozent nach oben, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Die Prognosen der Volkswirte, die mit einem neuen Rekordwert von 7,7 Prozent gerechnet hatten, wurden damit sogar noch übertroffen. Die Inflationsrate ist inzwischen mehr als vier mal so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die 2,0 Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt. Im März und April hatte die Teuerung im Währungsraum jeweils bei 7,4 Prozent gelegen.

Die Rufe dürften jetzt noch lauter werden, die angesichts des anhaltenden Inflationsschubs von den Währungshütern fordern, rasch mit Zinsanhebungen gegenzusteuern. „Wieder ein neuer Höchststand bei der Inflation, wieder ist die Inflation auch jenseits der teureren Energie- und Nahrungsmittel gestiegen“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Daten. „Ich verstehe nicht, warum die EZB mit der Abschaffung ihrer Negativzinsen bis Ende des dritten Quartals warten möchte.“ EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte kürzlich in Aussicht gestellt, dass die Währungshüter voraussichtlich bis Ende September die Ära der Negativzinsen beenden werden. Aus Sicht von Krämer zeigt jede neue Inflationszahl, wie riskant dieses Zögern ist.

Der Einlagensatz der EZB liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent. Die Notenbank hatte ihn erstmals 2014 auf unter null gesetzt und danach in der Folge immer tiefer in den negativen Bereich gesenkt. Ein negativer Satz bedeutet, dass die Banken Gebühren für das Parken von Bargeld bei der Zentralbank zahlen müssen. Von den Geldhäusern werden diese als „Strafzinsen“ kritisiert und teilweise auch an Sparer weitergereicht. Der Schlüsselzins liegt aktuell bei 0,0 Prozent. Seit März 2016 befindet er sich auf diesem Niveau.

Andere große Notenbanken wie die Fed in den USA haben angesichts des starken Preisauftriebs bereits ihre Zinsen erhöht. Experten gingen zuletzt davon aus, dass die EZB auf ihrer Zinssitzung am 9. Juni zunächst das Ende ihrer Staatsanleihenkäufe beschließen wird und dann im Juli erstmals die Zinsen erhöht. Es wäre die erste Zinsanhebung seit 2011. „Die EZB wird im Juli den Leitzins um 25 Basispunkte anheben“, glaubt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „In Anbetracht der Inflationsdynamik wären aber auch 50 Basispunkte angebracht“, meint der Experte.

EZB-Chefin Christine Lagarde solle sich nicht davor scheuen, im zweiten Halbjahr einen deutlichen Kurswechsel einzuläuten. Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot hatte bereits die Möglichkeit einer Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt ins Spiel gebracht.

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In Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Euro-Raum, schossen die Preise gemäß dem nach europäischem Standard berechneten Index im Mai sogar um 8,7 Prozent nach oben von 7,8 Prozent im April. In Frankreich kletterte die Teuerungsrate auf 5,8 Prozent von 5,4 Prozent im April. Energie verteuerte sich laut Eurostat im Zuge des Ukraine-Kriegs im Mai zum Vorjahr um 39,2 Prozent, nach einem Anstieg von 37,5 Prozent im April. Die Preise für unverarbeitete Lebensmittel zogen um 9,1 Prozent an, nach zuletzt 9,2 Prozent. Dienstleistungen verteuerten sich im Mai um 3,5 Prozent. Werden die Preise für Energie und unverarbeitete Lebensmittel herausgenommen nahm die Inflation - die sogenannte Kernrate - im Mai auf 4,4 Prozent zu, nach 3,9 Prozent im April.

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