
Die Europäische Zentralbank (EZB) legt im Kampf gegen sinkende Preise vorerst nicht nochmals nach. Der EZB-Rat beschloss bei seiner auswärtigen Sitzung am Donnerstag in Zyperns Hauptstadt Nikosia, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Auch andere zusätzliche Maßnahmen gegen den Preisrückgang im Euroraum halten Experten für unwahrscheinlich. Im Februar lag die jährliche Inflationsrate bei minus 0,3 Prozent nach minus 0,6 Prozent im Januar. Damit bleibt die Rate immer noch weit vom Zielwert der Notenbank „nahe, aber unter 2 Prozent“ entfernt.
Die EZB hatte gerade erst auf ihrer Januar-Sitzung einen historischen Schritt angekündigt: Noch in diesem Monat will sie damit beginnen, Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro zu kaufen. Das soll helfen, die Wachstumsflaute zu bekämpfen und die Inflation nach oben zu treiben. Die Währungshüter wollen ein Abrutschen in die Deflation vermeiden - also auf breiter Front sinkende Preise. Denn das könnte die Konjunktur abwürgen.
Der Kampf der EZB gegen die Krise
Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers öffnen die großen Zentralbanken die Geldschleusen, um mitten in der Panik an den Finanzmärkten die Geschäfte am Geldmarkt am Laufen zu halten.
Die wichtigsten Notenbanken der Welt senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt.
Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro.
Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken rufen 442 Milliarden Euro ab.
Die EZB beginnt mit dem Ankauf von Anleihen Italiens und Spaniens. Beide Länder waren zuvor ins Visier der Märkte geraten.
Der neue EZB-Präsident Mario Draghi startet seine Amtszeit mit einem Paukenschlag und senkt den Leitzins auf 1,25 Prozent. Unter seinem Vorgänger Jean-Claude Trichet hatte die EZB den Schlüsselzins zuvor in zwei Schritten von einem auf 1,5 Prozent angehoben.
In einer koordinierten Aktion stellen die EZB, die amerikanische Fed sowie die Zentralbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz den von der Krise gebeutelten europäischen Banken Dollar zur Verfügung. Den Instituten fiel es zuvor schwer, sich Dollar-Kredite zu beschaffen - viele US-Investoren hatten ihnen aus Angst vor den Folgen der Schuldenkrise den Geldhahn zugedreht.
Die EZB senkt den Leitzins auf ein Prozent. Zudem werden die Refinanzierungsgeschäfte für die Banken angekündigt.
Die EZB stellt den Geschäftsbanken in zwei Tranchen zusammen mehr als eine Billion Euro an Liquidität zur Verfügung.
Die EZB senkt den Leitzins auf 0,75 Prozent. Sie kappt zudem den Einlagesatz auf null Prozent. Sie will damit die Institute ermuntern, mehr Geld an Unternehmen und Haushalte zu verleihen.
Draghi erklärt in einer mittlerweile berühmten Rede, die Zentralbank werde "alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten". Dieses Versprechen gilt bis heute vielen Experten als Wendepunkt in der Krise. Seitdem haben die Schwankungen an den Finanzmärkten deutlich abgenommen und die Länder können sich wieder günstiger verschulden.
Der EZB-Rat beschließt gegen den Widerstand der Bundesbank neue umfangreiche Staatsanleihenkäufe am Sekundärmarkt. Ziel des sogenannten OMT-Programms ist es, die Zukunft des Euro in der Schuldenkrise zu sichern. Tatsächlich wurden aber bis heute keine Anleihen aus dem Programm gekauft.
Die EZB senkt ihren Leitzins auf 0,25 Prozent. Als Grund nennt sie die Gefahr einer zu langen Periode zu niedriger Teuerungsraten - sie will also mit noch billigerem Geld verhindern, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in einen Teufelskreis aus sinkenden Preisen und Investitionen gerät.
Die EZB senkt den Leitzins auf 0,15 Prozent. Erstmals ist zudem der Einlagesatz für Banken negativ. Das hat zur Folge, dass Institute, die lieber Geld bei der Notenbank parken als es an Unternehmen und Haushalte zu verleihen, künftig eine Strafgebühr von 0,1 Prozent zahlen müssen.
Die EZB senkt die Leitzinsen auf das Rekordtief von 0,05 Prozent. Sie will zudem mit zusätzlichen milliardenschweren Geldspritzen die schlappe Konjunktur in der Währungsunion anschieben und die für den Geschmack der Notenbank viel zu niedrige Inflation anheizen. Die EZB kündigte an, ab Oktober den Banken Kreditverbriefungen und auch Pfandbriefe abzukaufen.
Die EZB kündigt an, monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere zu kaufen. Bis Herbst 2016 dürften auf diese Weise mehr als eine Billion Euro zusammenkommen.
EZB-Präsident Mario Draghi gab am Nachmittag weitere Details zu dem mehr als eine Billion Euro schweren Programm bekannt: Die Europäische Zentralbank wird vom kommenden Montag an Staatsanleihen und andere Wertpapiere kaufen.
Mit Spannung wird zudem erwartet, wie Draghi die EZB-Wirtschaftsprognosen anpassen wird. Für 2015 rechnen Ökonomen damit, dass die Notenbank ihre Wachstumsaussichten nach oben, ihre Inflationserwartung aber noch mal deutlich nach unten korrigieren wird. Denn in der jüngsten Prognose vom Dezember war der Sturzflug der Ölpreise noch nicht vollständig erfasst. Die Commerzbank rechnet damit, dass die bisherige Inflationserwartung von 0,7 Prozent auf minus 0,1 Prozent zurückgenommen wird. Die Wachstumsprognose dürfte wegen des billigen Öls und des schwachen Euro von 1,0 auf 1,3 Prozent angehoben werden.
Vor dem Hintergrund des Anleihekaufprogramms könnte die EZB den Inflationsausblick in den Folgejahren aber nach oben korrigieren. Denn Ziel der Geldflut ist es, den Preisauftrieb zu beschleunigen. Erstmals blickt die EZB bei ihren Prognosen bis ins Jahr 2017.