
Düsseldorf/Paris/Frankfurt Zwischen Deutschland und Frankreich ist ein Machtkampf um die Besetzung eines Topjobs bei der Europäischen Zentralbank (EZB) entbrannt. „Berlin und Paris erheben gleichermaßen Ansprüche auf den Posten des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank“, erfuhr das Handelsblatt (Dienstagausgabe) aus Notenbank- und Regierungskreisen. Eine mit den Gesprächen vertraute Person sagte, es sei „keinesfalls sicher“, dass der deutsche Noch-Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen neuer Chefvolkswirt werde. „Das Rennen ist offen.“
Bisher war die Bundesregierung davon ausgegangen, dass Asmussen quasi automatisch Nachfolger von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark werde, der im September seinen Rücktritt aus dem Direktorium der Notenbank verkündet hatte. Der Posten des Chefvolkswirts an der Spitze einer Abteilung von rund 200 Ökonomen gilt als einflussreich und prestigeträchtig. Doch die Rechnung hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) offenbar ohne die Franzosen gemacht.
Seitdem klar ist, dass auch EZB-Direktor Lorenzo Bini Smaghi die Notenbank verlassen wird, hat die Regierung in Paris gezielt nach einem Kandidaten gesucht, der die deutschen Ansprüche auf den wichtigen Job des Notenbank-Chefvolkswirts torpedieren kann. Mit der Benennung von Benoît Coeuré (42) in der vergangenen Woche sieht sich Paris nun bestens gerüstet, um den begehrten Prestigejob selbst besetzen zu können.