
Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Höhe der Leitzinsen haben den Euro auf Talfahrt geschickt. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich binnen weniger Minuten um gut einen US-Cent auf bis zu 1,4711 Dollar, den tiefsten Stand seit gut einer Woche. Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen im Juni voraussichtlich noch nicht weiter erhöhen.
EZB-Chef Jean-Claude Trichet verzichtete nach der Ratssitzung in Helsinki auf die Formulierung „große Wachsamkeit“. Diese Worten gelten an den Finanzmärkten als Signal, dass die Notenbanker die Geldpolitik im folgenden Monat straffen. „Trichet hat gesagt, die Leitzinsen bleiben niedrig. Das hat diejenigen enttäuscht, die von der EZB-Pressekonferenz ein Signal für eine weitere Zinserhöhung erwartet hatten“, sagte ein Devisenhändler. „Ganz verstehe ich die Marktreaktion allerdings nicht, auch ein Leitzins von 1,50 Prozent wäre noch niedrig.“ Die Europäische Zentralbank hatte ihren Leitzins wie erwartet bei 1,25 Prozent belassen. Am Rentenmarkt sanken daraufhin die Renditen.
Konjunktur angebremst
Trichet begründete die einstimmige Entscheidung des EZB-Rates für einen unveränderten Zinssatz mit der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung: „Die Informationen, die wir seit der Zinserhöhung im April erhalten haben, bestätigen unsere Einschätzung, dass die Anpassung der sehr konjunkturstimulierenden Geldpolitik berechtigt war.“
Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg geht davon aus, dass die nächste Zinserhöhung im Juli kommt. „Wahrscheinlich geht die EZB auf einen Drei-Monatsrhythmus. Im vierten Quartal könnte dann noch mal ein Schritt kommen.“ Norbert Braems von Sal. Oppenheim sieht das ähnlich: „Der Erhöhungszyklus wird wohl langsamer ausfallen als in der Vergangenheit. Das ist eine der Kernbotschaften.“