„Die fetten Jahre sind vorbei“ Weltweit drohen mehr Firmenpleiten

Firmenpleiten drohen weltweit: „Fette Jahre sind vorbei“ Quelle: imago images

In den vergangenen zwei Jahren stiegen die Firmenpleiten weltweit. Einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes zufolge wird die Zahl auch weiter steigen. Vor allem China drohe eine Pleitewelle. Auch der IWF warnt vor einem Abschwung.

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Die Zahl der weltweiten Firmenpleiten wird 2019 einer Studie zufolge bereits das dritte Jahr in Folge steigen. Sie dürfte um sechs Prozent zunehmen, sagte der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner am Mittwoch veröffentlichten Insolvenzstudie voraus. In zwei von drei Ländern sei mit einem Anstieg zu rechnen. „Das zeigt: Die fetten Jahre sind vorbei, die weltweite Konjunktur schwächelt“, sagte der Chefvolkswirt der Allianz-Tochter, Ludovic Subran. „Viele Länder wachsen langsamer als es notwendig wäre, um die Insolvenzen stabil zu halten.“

Die rote Laterne dürfte erneut an China gehen: Dort erwarten die Experten im laufenden Jahr eine weitere Pleitewelle und sagen einen Anstieg der Fälle um 20 Prozent voraus, nachdem sie 2018 sogar eine Zunahme um rund 60 Prozent registrierten. In Westeuropa sollen die Insolvenzen um voraussichtlich drei Prozent zulegen.

Haupttreiber bleibt demnach wegen der Brexit-Unsicherheit Großbritannien. Aber auch in Frankreich, Spanien und Italien dürften mehr Geschäfte aufgeben. Dagegen wird für Deutschland, die USA und den Niederlanden eine Stagnation erwartet.

Wachstum und Nachfrage reichten in vielen Ländern und bei zahlreichen Unternehmen nicht mehr aus, um Produktions- und Finanzierungskosten oder Investitionen im Zuge eines Strukturwandels zu decken. „Weitere Gründe sind das Ende des leichten Geldes, eine historisch hohe Verschuldung von Unternehmen, neue Insolvenzregeln oder, wie in China, die wesentlich größere Bereitschaft, Insolvenzverfahren auch anzuwenden“, sagt Subran. „Zudem gibt es eine ‚Extraportion‘ Insolvenzen in den Ländern, in denen in den letzten Jahren Neugründungen stark angestiegen sind. Viele dieser jungen Firmen schaffen es nicht.“

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt aktuell vor einem deutlichen Abschwung der Weltwirtschaft. Noch laufe die Konjunktur gut. Es gebe aber zahlreiche Risiken, von den Handelsstreitigkeiten bis hin zu schlechteren Finanzierungsbedingungen. „Wenn ein Abschwung kommt, dann sind die meisten Länder schlechter gerüstet als zehn Jahre zuvor“, sagte IWF-Vizechef David Lipton am Mittwoch am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos zu Reuters TV. Notenbanken und Staaten hätten zudem weniger Spielraum.

Der Fonds hatte zuletzt angesichts zahlreicher Risiken wie dem Brexit, den von den USA angefachten Handelsstreitigkeiten und den jüngsten Börsenturbulenzen schon die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft gesenkt – für 2019 von 3,7 auf 3,5 Prozent. Eine globale Rezession stehe aber nicht bevor, so IWF-Chefin Christine Lagarde. Die Warnung nahmen viele Börsianer zum Anlass, sich von Aktien zu trennen.

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