Eines muss zusätzlich bemerkt werden. Wirtschaftliches Wachstum geht mit Strukturwandel und Neuerungen hervor. Stagnierende Gesellschaften weisen wenig umweltschonenden technischen Fortschritt auf, wie die Geschichte des damaligen Ostblocks bis 1990 deutlich macht – dort war es wesentlich dreckiger als in den wachsenden Gesellschaften des Westens. Wichtig ist, sämtliche Güter, Ressourcen und Umweltgüter, d.h. auch Senken, zu den heute bekannten Vollkosten zu bepreisen (mit Umweltsteuern oder Zertifikaten), um die Wachstumsprozesse ökologisch verantwortlich zu gestalten. Hier liegt vieles im Argen, nicht nur in den aufstrebenden Volkswirtschaften, sondern auch in der OECD. Man führe sich nur das Theater um 8 Euro Flughafensteuer vor Augen (wie kommt Herr Meadows eigentlich nach Europa; er wird doch wohl nicht fliegen?).
Intellektuelle Fehler
Die Autoren von “Limits to Growth“ vernachlässigen aber genau diesen Strukturwandel und die Rolle relativer Preise im Prozess. Dieser geniale Trick marktlicher Beziehungen sorgt dafür, dass Güter (oder Ressourcen), die knapper werden, auch teurer werden. Dadurch wird im Regelfall die Nachfrage gesenkt, und Innovationsprozesse werden angestoßen, um das fragliche Gut oder die entsprechende Ressource zu ersetzen.
Auf der Sollseite steht somit ein schwerer intellektueller Fehler, den die Autoren um Dennis Meadows leicht hätten vermeiden können, wenn sie nur in ihrer Institution, dem MIT in Cambridge, MA, mit den dort forschenden Wachstumstheoretikern, allen voran Robert Solow, geredet hätten.
Zweifelsohne ist die Studie eine aufregende, lesenswerte und sehr einflussreiche Lektüre. Es ist ein Verdienst der Systemtheoretiker, das Problem in die Öffentlichkeit gerückt zu haben, und dies bereits recht früh. Allerdings hätte es die akademische Redlichkeit wie auch ein gesellschaftliches Verantwortungsgefühl wohl eingefordert, die Fehler zuzugeben und einzuarbeiten. Dann hätte diese wichtige Studie nicht dazu beigetragen, dass Millionen von Umweltfreunden zu Marktfeinden wurden. Auch manche politische Fehlsteuerung wäre wohl unterblieben. So bleibt ein fader Beigeschmack: Hier sonnt sich ein selbstgerechter Superstar im Bewusstsein, Recht zu haben. An Lösungen scheint ihm nicht zu liegen. Schade!