Freytags-Frage

Wie kann Entwicklungshilfe für Afrika gelingen?

Die beste Entwicklungshilfe für afrikanische Staaten sind Handelsbeziehungen und Investitionen deutscher und europäischer Unternehmen. In welchen Bereichen der deutsche Mittelstand Afrika unterstützen kann.

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Die Wüste Namib in Namibia im Südwesten von Afrika. Quelle: dpa

Wie kann sich Afrika trotz relativ enttäuschender Wachstumsaussichten positiv entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit das Weltwirtschaftsforum in Kigali, der Hauptstadt Ruandas.

Relativ neu ist dabei der Fokus auf innovative Themen wie die Zukunft der Produktion, die Digitalisierung von Produktionsprozessen und das Innovationspotential afrikanischer Unternehmer und Universitäten. Daran zeigt sich die veränderte Wahrnehmung Afrikas von innen wie von außen. Die positive Entwicklung zeigt sich auch daran, dass es inzwischen eine steigende und recht robuste Mittelschicht in Afrika gibt, die auch für Europäer als Kunden von Interesse sein dürften.

Obwohl die Entwicklung der letzten Dekade in Subsahara-Afrika sehr positiv verlaufen ist, gibt es zahlreiche Wachstumsbremsen innerhalb Afrikas, die schon einzeln enorme Herausforderungen darstellen und die in Summe fast unlösbar erscheinen. In Kigali werden deshalb unter anderem die Gesundheitsprobleme, die Defizite in der Bildungspolitik, die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie die Energiepolitik diskutiert. Darüber hinaus gibt es Schwachstellen in der Infrastruktur. Diese betreffen Verkehr, Energieversorgung, Kommunikation und den Finanzmarkt.

Diese Probleme kann man einerseits als typische Entwicklungsprobleme ansehen, deren Linderung oder gar Beseitigung Aufgabe der entwicklungspolitischen Akteure ist. Diese Sicht verführt allerdings regelmäßig dazu, Entwicklungspolitik mit Wohltätigkeit zu verwechseln. Es geht nicht darum, einen Brunnen zu bauen oder einen Generator zu verschenken; es geht darum, nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Es muss inzwischen sämtlichen Entwicklungshelfern klar sein, dass Entwicklungsprozesse nur von innen heraus, also aus den afrikanischen Ländern heraus vonstatten gehen können. Das macht Entwicklungszusammenarbeit nicht überflüssig, aber ändert sie. Sie sollte die hohe Eigenverantwortlichkeit in den Entwicklungsländern anerkennen. Dies ist die alternative Sichtweise.

Wirtschaftliche Beziehungen verstärken

Zur dieser so veränderten Entwicklungszusammenarbeit kann die deutsche Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie als Käufer, Investor und/oder Verkäufer in wirtschaftliche Beziehungen mit afrikanischen Unternehmen oder Kunden tritt. Es dürfte unumstritten sein, dass es für die Würde der Partner in Entwicklungsländern von Vorteil ist, wenn sie auch etwas zu geben haben; man könnte von einem Handel auf Augenhöhe statt von einseitiger Wohltätigkeit sprechen.

Engagement nach wie vor begrenzt

Nun sehen deutsche Unternehmen diese Chance offenbar selber noch nicht genug; vielleicht sehen sie sich von der Politik auch nicht angemessen unterstützt. Denn das Engagement der deutschen Unternehmen in Afrika ist nach wie vor begrenzt. Das scheint vor allem im hohen Risiko eines solchen Engagements begründet zu sein, das seine Ursachen unter anderem in der mitunter hohen Korruption und in kulturellen Unterschieden hat.

Dabei ist das Potential hoch. Die deutsche Wirtschaft, insbesondere der deutsche Mittelstand ist innovativ und flexibel. Die Unternehmen können gerade in den Bereichen, in denen Afrika die größten Probleme hat, überzeugende Lösungen, die gleichzeitig ökonomisch effizient und ökologisch effektiv sind, anbieten. Drei Beispiele, die dem Bereich Infrastruktur zuzurechnen sind:

  • In der Energieversorgung, insbesondere beim Zugang zur Elektrizität sind deutsche Unternehmen sehr findig. Oftmals werden gemeinsam mit afrikanischen Partnern preiswerte und zielgruppen- also marktgerechte dezentrale Lösungen angeboten. Die Nachfrage scheint riesig zu sein, insbesondere in dünn besiedelten Gebieten. Beispiele finden sich auf der Website des Afrika Vereins. Dennoch sind deutsche Unternehmen selten bei den prominenten Projekten beteiligt.
  • Ähnliches gilt für die Wasserversorgung. Sambia verfügt über etwa vierzig Prozent der Frischwasservorräte im südliche Afrika, nutzt davon aber nur ungefähr fünf Prozent. Deutsche Unternehmen haben zahlreiche Lösungen entwickelt, um Trinkwasser herzustellen, auch in kleinen Mengen für entlegene Dörfer.
  • Schließlich ist der Bereich der Gesundheitsversorgung nicht nur eine große Leerstelle, sondern auch ein großer Markt. Die deutschen Medizingerätehersteller dürften allemal in der Lage sein, für diesen Markt, der sicherlich anders funktioniert als der deutsche Gesundheitsmarkt, passende Lösungen anzubieten. Denkbar und bereits zahlreich ausprobiert sind mobile und mit Mobiltelefonie unterstützte Versorgungs- und Diagnostikeinrichtungen. Diese Lösungen sind aber zumeist nur Pilotprojekte.

Kolumne

Dies ist nur eine kleine Liste von lukrativen Sektoren in Afrika. Gerade angesichts der desintegrativen Entwicklungen in Europa wäre es überaus angebracht, alternative Märkte genauer in den Blick zu nehmen. Afrika hat immer noch ein enormes Potential; man denke nur an das Bevölkerungswachstum und die damit mögliche demographische Dividende.

Die Politik sollte die Wirtschaft in ihrem Bemühen um diese afrikanischen Märkte unterstützen. Es gibt in vielen Ähnliches gilt für die Wasserversorgung. Sambia verfügt über etwa vierzig Prozent der Frischwasservorräte im südliche Afrika, nutzt davon aber nur ungefähr fünf Prozent. Deutsche Unternehmen haben zahlreiche Lösungen entwickelt, um Trinkwasser herzustellen, auch in kleinen Mengen für entlegene Dörfer.

Schließlich ist der Bereich der Gesundheitsversorgung nicht nur eine große Leerstelle, sondern auch ein großer Markt. Die deutschen Medizingerätehersteller dürften allemal in der Lage sein, für diesen Markt, der sicherlich anders funktioniert als der deutsche Gesundheitsmarkt, passende Lösungen anzubieten. Denkbar und bereits zahlreich ausprobiert sind mobile und mit Mobiltelefonie unterstützte Versorgungs- und Diagnostikeinrichtungen. Diese Lösungen sind aber zumeist nur Pilotprojekte. Ländern ein ausgefeiltes Instrumentarium der Außenwirtschaftsförderung, das unter rein ordnungspolitischen Gesichtspunkten gelegentlich Bedenken hervorruft. Bedenkt man allerdings die Umstände in manchen Ländern Afrikas (Korruption, ineffiziente Verwaltungen und ähnliches), spricht viel dafür, dass die Politik mit Versicherungen oder Garantien den Unternehmen zur Seite steht. Man heilt sozusagen ein Staatsversagen anderswo.

Man muss sich außerdem darüber im Klaren sein, dass sämtliche Industrie- und Schwellenländer dieses Instrumentarium reichlich nutzen, um ihren Unternehmen in den Ländern Afrikas Türen zu öffnen bzw. risikopolitisch den Rücken freizuhalten. Abstinenz klingt zwar edel, schwächt aber die deutschen Unternehmen (und deren afrikanischen Partner, die dem Vernehmen nach oftmals lieber deutsche als z.B. chinesische Infrastrukturprojekte, Maschinen und andere Produkte nutzen würden). Die Bundesregierung sollte vor dem Hintergrund dieser Überlegungen darüber nachdenken, ihr eigenes Instrumentarium zu schärfen bzw. noch umfassender einzusetzen. Es dürfte sich auf jeden Fall lohnen.

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