Wenn aber der gegenwärtige Kurs der Geldpolitik nur tiefer in die Krise hinein statt aus ihr heraus führt, dann müssen Alternativen zu dieser Politik ernsthaft geprüft werden. Dazu liegen Vorschläge auf dem Tisch, die eine grundsätzliche Änderung unserer Geldordnung anstreben. Kern dieser Vorschläge ist die Abschaffung des Systems der teilgedeckten Reservehaltung der Banken und damit der privaten Kredit- und Geldschöpfung aus dem Nichts. Unterschiede gibt es bei der Bereitstellung von Zentralbankgeld. Anhänger der österreichischen Schule der Ökonomie misstrauen allen staatlichen Eingriffen und werben für eine Rückkehr zur Golddeckung. Andere Volkswirte, die sich in einer Monetative genannten Bewegung zusammengeschlossen haben, wollen, dass die Zentralbank in völliger Unabhängigkeit von der Politik Zentralbankgeld gemäß den langfristigen Bedürfnissen der Wirtschaft bereitstellt. Statt der Abschaffung der privaten Kredit- und Geldschöpfung in einer neuen Geldordnung ist aber auch eine bessere Kontrolle dieser Aktivitäten innerhalb unserer bestehenden Geldordnung denkbar. Dies dürfte wohl eher durchsetzbar sein als eine grundlegende Neuordnung.
Im Mittelpunkt eines neuen Ansatzes für die Geldpolitik müsste der Kredit stehen. Wie mein Kollege Michael Biggs und ich in zahlreichen Publikationen für viele Länder und über lange Zeiträume gezeigt haben, sind Veränderungen der Kreditbestände mit der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sehr gut korreliert. Ebenso lässt sich theoretisch und empirisch zeigen, dass auch das Wachstum der Kreditbestände mit der gesamtwirtschaftlichen Produktionsauslastung (dem Output Gap) in hohem Maß korreliert (siehe zum Beispiel Michael Biggs und Thomas Mayer, "Bring credit back into the monetary policy framework!", PEFM Policy Brief, University of Oxford, August 2013). Eine Geldpolitik, die auf eine Verstetigung und Begrenzung des Kreditwachstums abzielt, könnte daher nicht nur auf eine Verstetigung der Konjunktur hinwirken (da Veränderungen des Kreditwachstums mit Veränderungen des Output Gap einhergehen), sondern auch eine Überschuldung der Wirtschaftssubjekte vermeiden helfen, indem sie die Summe der vom Finanzsektor gewährten Kredite relativ zum Bruttoinlandsprodukt begrenzt.
Mit dem Kredit als Zwischenziel für die Geldpolitik könnte diese über das höhere Zwischenziel Finanzstabilität das Endziel Preisstabilität anstreben. Die gegenwärtig herrschende künstliche Teilung in eigentliche Geldpolitik und makro-prudentielle Aufsicht, in der sich die Unzulänglichkeit der konventionellen Geldtheorie widerspiegelt, würde entfallen. Schließlich würde die gegenwärtig eklektische Politik der Zentralbanken, die ein Einfallstor in die Geldpolitik für die allgemeine Politik öffnet, überflüssig werden.
Der Jäger würde also nicht wie im Märchen einfach fortgeschickt, aber er müsste lernen, seinen Hund so zu kontrollieren, dass dieser vom Wild ablässt, bevor es Flurschaden anrichtet. Die Bauern würden es ihm danken.