Ein ähnliches Phänomen lässt sich aktuell auch im Euroraum feststellen, wenn auch nicht ganz so dramatisch. Ein Indiz hierfür sind die Kursschwankungen im Bund-Future, dem zentralen Barometer des Rentenmarktes im Euro-Raum. Zu den Hochzeiten der Euro-Krise waren bei diesem Bund-Future Tagesschwankungen zwischen Hoch und Tief von 80 Ticks eher die Regel als die Ausnahme.
Nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers, nach der Griechenlandkrise 2010 und zu Zeiten der Euro-Fiskalkrise ein gutes Jahr später waren selbst 100 Ticks Tagesschwankung im Monatsdurchschnitt über viele Wochen hinweg keine Seltenheit. Verglichen hiermit hat sich das Handelsgeschehen im laufenden Jahr nahezu vollständig „normalisiert“. Für die Zeit seit Jahresbeginn pendelt die durchschnittliche Handelsspanne eines Tages unterhalb von 60 Ticks – nicht mehr allzu weit entfernt von den gut 40 Ticks vom Beginn des Jahres 2007. In Renditestellen ausgedrückt: Von acht bis zehn Basispunkten Handelsspanne am Tag zurück zu den angestammten Größenordnungen von rund drei Basispunkten.
Einher geht die aktuell verminderte Handelsspanne mit einem im Trend nachlassenden Handelsvolumen. In zehn der zurückliegenden zwölf Monate hat sich die Anzahl der über die Börse gehandelten Bund-Future gegenüber dem jeweiligen Vorjahresvergleichsmonat nennenswert vermindert. So hat im vergangenen Mai das Handelsvolumen im Bund-Future den Vergleichswert zwölf Monate zuvor um nahezu ein Drittel unterschritten. Seit Ausbruch der Weltfinanz-, Weltwirtschafts- und Eurokrise scheint sich die Anzahl getauschter Stücke grundsätzlich verringert zu haben. Seit dem Heraufziehen der Lehman-Turbulenzen sind, anders als zuvor, nie wieder mehr als 25 Millionen Kontrakte im Bund-Future pro Monat gehandelt worden. Für die Zeit seit Anfang 2012 liegt der Durchschnittswert bei gerade einmal knapp 15 Millionen Stück.
Passend dazu, dass die Kapitalmarktteilnehmer weniger aktiv sind beim liquidesten Rentenmarktinstrument des Euro-Finanzmarktes, meldet die Deutsche Finanzagentur nicht zufällig eine bemerkenswerte Verschiebung im Anlegerkreis deutscher Bundesanleihen. Auf Basis der aktuellsten bislang vorliegenden Zahlen zum Jahr 2012 zeigt sich, wie sehr gerade Zentralbanken das Handelsgeschehen bei den Bunds dominieren. Weit mehr als die Hälfte aller Netto-Käufe von Bunds entfielen 2012 auf diese Investorenklasse. Bei Verkäufen an Zentralbanken außerhalb des Euro-Raums hieß dies in vielen Fällen: Stärkung der jeweiligen Devisenreserven.