Wie gerne möchten wir an dieses Comeback glauben: Portugal ist wieder kreditwürdig. Das Land sammelte in diesen Tagen für eine zehnjährige Anleihe bei einer kleinen Rendite von 3,57 Prozent bei Investoren 750 Millionen Euro ein. Wow – 750 Millionen Euro leihen Investoren einem Land, welches vor drei Jahren noch mit Hilfe von Notkrediten der Europartner und des IWF in Höhe von 78 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt werden musste? Das ist doch eine Meisterleistung – oder etwa nicht?
So viel ist sicher, es ist ein wichtiger psychologischer Schritt nach vorn für das Land. So wie für Griechenland vor einigen Wochen. Auch Athen hat es zurück an den Kapitalmarkt geschafft. Keine Frage, für Portugal heißt das: Der Krisenfrust ist überwunden. Die Krise selbst allerdings noch lange nicht. Portugal hängt immer noch am Tropf.
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Die nächsten Hilfsmilliarden für Portugal sind schon unterwegs
Die letzte Tranche von 2,6 Milliarden Euro soll bald ausgezahlt werden. Nach den Osterfeiertagen ist die Troika, bestehend aus Vertretern der Europäischen Zentralbank (EZB), der EU-Kommission und des IWF, mal wieder nach Portugal gereist. Sie prüft die Einhaltung der Sparauflagen und muss die weiteren Zahlungen freigeben.
Läuft alles weiter nach Plan, dann will Portugal Mitte Mai das Hilfsprogramm beenden. Vielleicht wird das Land noch eine sogenannte vorsorgliche Kreditlinie als zusätzliche Absicherung in Anspruch nehmen. Darüber wird nächste Woche entschieden. Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho sagte, bei dieser Frage spielten unter anderem die Wünsche Deutschlands eine Rolle. Deutschland bevorzuge ein Verlassen des Hilfsprogramms ohne "Sicherheitsnetz".
Immerhin gelang es Portugal mit Hilfe der umfangreichen Sparmaßnahmen, die Neuverschuldung im vergangenen Jahr von 6,4 auf 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken.
Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt auch: Der Schuldenstand Portugals beläuft sich derzeit auf fast 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In Zahlen: Der Staat ächzt unter einer Schuldenlast von sage und schreibe 213 Milliarden Euro. Vor diesen Zahlen sehen die 750 Millionen Euro, die Portugal durch die zehnjährige Anleihe einnimmt, ziemlich winzig aus.
Klar ist auch, dass die Anleger, die Euro-Krisenstaaten wie Portugal oder Griechenland wieder Geld leihen, vor allem auf eines vertrauen: Dass im Notfall der Euro-Rettungsschirm wieder aufgespannt wird oder die EZB einspringt, falls die Länder ihre Schulden dann doch nicht bedienen können. Zu lauten Jubelrufen gibt es für Portugal wahrlich keinen Anlass.