Geldpolitik Banken parken über eine Billion Euro bei der EZB

Die Banken im Euro-Raum lagern trotz Strafzinsen immer mehr Geld bei der Europäischen Zentralbank. Erstmals haben die Guthaben bei der EZB eine Billion Euro überschritten. Grund sind die Anleihekäufe der Notenbank.

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Die nach Westen gerichtete Fassade der Zentrale der Europäischen Zentralbank: Die Banken lagern immer mehr Geld bei der Notenbank. Quelle: dpa

Die Guthaben der Banken im Euroraum bei der Europäischen Zentralbank haben erstmals die Marke von einer Billion Euro überschritten. Wie aus Zahlen der EZB vom Freitag hervorgeht, lagen die sogenannten Überschussreserven, die die Geldhäuser bei der Notenbank unterhalten, bei rund 1022 Milliarden Euro. Das ist ein Rekordniveau.

Der Betrag ist ein Spiegelbild der gewaltigen Wertpapierkäufe der Notenbank, mit denen sie die Konjunktur und letztlich die schwache Inflation anschieben will. Durch die Käufe von Staatsanleihen pumpt die Notenbank Geld in die Wirtschaft. Banken halten besonders viele Staatsanleihen, weil sie diese als Sicherheiten für Refinanzierungsgeschäfte bei der Notenbank hinterlegen können. Deshalb gehören sie auch zu den größten Verkäufern von Anleihen.

Das freigewordene Kapital muss jedoch irgendwo hin. Im besten Fall würden die Banken es für Kredite an Unternehmen und Haushalte verwenden. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit scheuen sie sich aber davor und lagern es lieber bei der EZB.

Die Überschussreserven geben das Guthaben der Banken bei der EZB an, das über die sogenannte Mindestreserve hinausgeht, mit der die Notenbank das Zinsniveau und die Kreditvergabe der Banken grob steuern kann. Normalerweise ist der Überschuss über die Pflichtreserve hinaus sehr gering.

Aufgrund der massiven Wertpapierkäufe der EZB sind die Guthaben der Banken aber angeschwollen. Die Notenbank will die Banken mit ihrer Geldflut dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Einerseits pumpt sie durch ihre Anleihekäufe Geld in die Wirtschaft. Andererseits verlangt sie von Banken, die über Nacht Geld bei ihr lagern einen Strafzins von 0,4 Prozent. Damit will sie den Kreditinstituten animieren das Geld lieber für neue Kredite an Unternehmen und Privathaushalte zu verwenden.

Die EZB hatte ihre Wertpapierkäufe, auch quantitative Lockerung genannt, im März 2015 gestartet. Seither hat sie Wertpapiere von öffentlichen Schuldnern wie Staaten im Wert von 990 Milliarden Euro gekauft. Darüber hinaus erwirbt sie weitere Vermögenswerte wie Unternehmensanleihen, besicherte Bankanleihen und Kreditverbriefungen.

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