Nach zwei Zinsschritten in Höhe von einem Dreiviertelprozentpunkt kann es sich die Europäische Zentralbank leisten, das Tempo der geldpolitischen Straffung zu reduzieren, findet EZB-Ratsmitglied Mario Centeno. Der portugiesische Notenbankchef erklärte am Montag in Lissabon, dass er zwar Spielraum für eine weitere Zinsanhebung in der Sitzung am 15. Dezember sehe, doch fügte er hinzu, dass „es Bedingungen gibt - viele Bedingungen - für einen Anstieg um weniger als diesen Betrag“.
Die EZB hat die Zinssätze seit Juli um 200 Basispunkte angehoben. Die Märkte rechnen derzeit für die Dezember-Sitzung mit einer Anhebung um einen halben Prozentpunkt. Informierten Kreisen zufolge gibt es derzeit keine Dynamik für einen größeren Schritt.
Ebenfalls am Montag sagte der österreichische Gouverneur Robert Holzmann, einer der führenden Falken im Rat, dass er für einen Schritt um 75 Basispunkte plädieren würde, wenn die November-Inflationsdaten keine wesentliche Verlangsamung des Preiswachstums zeigen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane signalisierte, dass sich zu gegebener Zeit die Frage stellen werde, ob die Straffung in „langsameren Schritten“ erfolgen solle.
Einig sind sich alle Währungshüter, dass die EZB die Rekordinflation weiter bekämpfen muss. „Wir müssen diese Inflationstendenz umkehren, damit die Geldpolitik in den nächsten Monaten vorhersehbarer wird“, sagte Centeno, der eher zu den Tauben im Rat gehört.