Geldpolitik Japans Notenbank will Zinsen niedrig halten

Japans Notenbank ignoriert die straffere Geldpolitik der USA – und hält an ihrer Nullzinspolitik fest. Dank günstigem Yen zieht die Produktion in Japan deutlich an. Experten erwarten eine weitere Abwertung der Währung.

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Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda verkündete am Dienstag, dass ihn die Zinserhöhungen in den USA nicht zum Umlenken bewegen werden. Quelle: Reuters

Trotz einer strafferen Geldpolitik in den USA will Japans Notenbank (BoJ) an ihrer Nullzinspolitik festhalten. Zentralbankchef Haruhiko Kuroda machte am Dienstag im Parlament deutlich, dass er nicht daran rütteln werde, „nur weil die Zinsen in Übersee steigen“. Die US-Notenbank Fed hat im Dezember die Zügel angezogen und den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken auf 0,5 bis 0,75 Prozent erhöht. Sie dürfte schon bald einen weiteren Schritt nach oben folgen lassen. Die Fed reagiert auf die gute Konjunktur in den USA. Befeuert von einem Boom in den Fabriken läuft auch die Wirtschaft in Japan zusehends besser.

Einer Umfrage zufolge ist die Industrie im Februar in dem Fernostland so stark gewachsen wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Das entsprechende Barometer der Marktforscher von IHS Markit stieg auf 53,5 Punkte und liegt damit bereits den sechsten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. „Der Industriemotor hat einen Gang höher geschaltet“, sagte IHS Markit-Ökonom Samuel Agass. Umfragedaten signalisieren, dass dabei sowohl das Export- als auch das Inlandsgeschäft rund läuft.

Angesichts protektionistischer Töne unter der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump hatte es Befürchtungen gegeben, die exportlastige Konjunktur Japans könnte Schaden nehmen. Im Januar waren die Ausfuhren in die USA um 6,6 Prozent abgesackt, da weniger Autos und Elektronikteile nachgefragt wurden. „Doch der Trend bei den Exporten ist stark, denn die weltweite Nachfrage zieht an“, sagte Ökonom Hiroshi Miyazaki vom Finanzhaus Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

Beflügelt wird das Auslandsgeschäft vor allem vom schwachen Yen, der durch steigende Zinsen in den USA zum Dollar an Boden verliert. In einer Reuters-Umfrage unter Devisenexperten prognostizieren die Fachleute eine weitere Abwertung um sieben Prozent binnen eines Jahres. Die BoJ hatte Ende Januar entschieden, die Märkte weiter mit Geld zu fluten und zugleich den Strafzins für Einlagen von Finanzinstituten von 0,1 Prozent beizubehalten. Er soll helfen, die Kreditvergabe anzukurbeln und so die unerwünscht niedrige Inflation nach oben zu treiben.

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