Geldpolitik nach dem Brexit-Votum Britische Notenbank wartet ab

Vor der ersten Zinssitzung der Bank of England nach dem Brexit-Votum zeigt sich Notenbankchef Mark Carney zugeknöpft. Er hält sich alle Optionen offen und betont: Die Kreditvergabe sei nach dem Referendum nicht gesunken.

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Der britische Notenbankchef vermeidet es, sich vor der Zinssitzung festzulegen. Quelle: Reuters

London Der britische Notenbankchef Mark Carney lässt sich vor der ersten Zinssitzung nach dem Brexit-Votum alle Optionen offen. Bei eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten könne es immer eine Reaktion des geldpolitischen Ausschusses geben, sagte Carney am Dienstag im Parlament. Er hatte nach dem EU-Austrittsvotum vom 23. Juni eine laxere Geldpolitik im Laufe des Sommers in Aussicht gestellt, ohne sich auf entsprechende Zinsschritte im Juli oder August festzulegen. Die Währungshüter entscheiden am Donnerstag über den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken, der seit März 2009 auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent liegt.

Carney nutzte den Auftritt vor dem Finanzausschuss des Parlaments für eine Botschaft an „Haushalte und Firmen“, dass die Kreditvergabe nicht in den Nachwehen des Referendums gelitten habe. Geld für Hypotheken oder Investitionen sollte weiter fließen, wenn die Geschäftsidee hinter den Krediten stimme, betonte der Kanadier an der Spitze der Bank of England (BoE).

Nach Ansicht von Experten könnte die BoE bereits am Donnerstag dafür sorgen, dass die Finanzierungskosten für Banken nicht steigen. Denn andernfalls droht eine Kreditklemme – mit gravierenden Konsequenzen für die ganze Wirtschaft. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock befürchtet, dass Großbritannien im kommenden Jahr in eine Rezession abrutscht. Zudem werde das Wirtschaftswachstum noch über Jahre unter der Brexit-Entscheidung leiden.

Um eine Kreditklemme abzuwenden, könnte die BoE laut Fachleuten beispielsweise jene Geldinstitute bei der Refinanzierung belohnen, die ihre Darlehensvergabe ausgebaut oder zumindest konstant gehalten haben. Sie hatte 2012 ein ähnliches Programm aufgelegt. Als Reaktion auf das EU-Austrittsvotum hat die Notenbank bereits die Kapitalregeln für die Banken gelockert. Sie müssen vorerst nicht mehr Geld für schlechtere Zeiten beiseitelegen. Wie aus den Protokollen des zuständigen BoE-Ausschusses hervorgeht, wurde die Lockerung Anfang Juli einstimmig durchgewinkt. Carney betonte vor den Parlamentariern, sie sei kein „Patentrezept“, sondern als Teil einer ganzen Reihe von Maßnahmen und Notfallplanungen zu sehen.

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