Geldpolitik Russlands Zentralbank sieht Spielraum für weitere Zinssenkung

Sobald die Teuerung sinkt, will die Notenbank des Landes die Geldpolitik ein weiteres Mal lockern. Zudem werde sie an ihrer Politik des freien Wechselkurses festhalten.

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Die Notenbankchefin sieht keine Gefahr einer Deflations-Spirale. Quelle: IMAGO/SNA

Die russische Zentralbank sieht Spielraum für eine weitere Zinssenkung. Man werde die Geldpolitik erneut lockern, wenn die Inflation nachlasse, sagte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina am Mittwoch. Zudem werde die Notenbank beim Rubel an ihrer Politik des freien Wechselkurses festhalten. Die Notfallbeschränkungen für die Währung sollten aufgehoben werden, sobald sich die Lage stabilisiert habe.

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte die Zentralbank den Leitzins zunächst massiv von 9,5 auf 20,0 Prozent erhöht, um einen Absturz des Rubel zu verhindern. Danach folgten aber angesichts der Sanktionen des Westens und einer drohenden Rezession im Land in kurzer Abfolge drei Zinssenkungen um jeweils drei Prozentpunkte und Anfang Juni ein weiterer Schritt. Derzeit liegt der Leitzins wieder bei 9,5 Prozent.

Sie sehe keine Gefahr einer Deflations-Spirale, sagte Nabiullina. Eine Deflation gilt wegen des Preisverfalls auf breiter Front als konjunkturlähmend. Denn dies kann eine Abwärtsspirale aus sinkenden Umsätzen, Löhnen und Investitionen auslösen, mit verheerenden Folgen für die Wirtschaft. Der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow sagte hingegen, das Land werde im Juni eine Deflation erleben, da die Verbraucher eher zum Sparen neigten als zum Ausgeben. Die Nachfrage in der russischen Wirtschaft bleibe gering, sagte Reschetnikow auf einer Konferenz der führenden russischen Wirtschaftslobby.

Nabiullina erklärte, dass sich bereits siebzig ausländische Finanzorganisationen aus zwölf Ländern Russlands inländischer Alternative zum Swift-Finanznachrichtensystem angeschlossen hätten. Namen nannte die Zentralbankchefin nicht, weil die Beteiligten Sanktionen des Westens befürchteten. Größere russische Banken sind wegen der Sanktionen vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen.

Die Zentralbank-Chefin geht ferner davon aus, dass der Anteil des chinesischen Yuan bei den Abrechnungen in der russischen Wirtschaft zunehmen dürfte. Es gebe eine Nachfrage nach Einlagen in der chinesischen Währung.

Mehr: Die Rückkehr der Euro-Krise: „Die Zinsanstiege sind dramatisch

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