Geldpolitik – Treffen in Jackson Hole Die spannende Woche der Notenbanker

Jedes Jahr Ende August trifft sich die geldpolitische Elite im beschaulichen Ort Jackson Hole. Was am Rande der Rocky Mountains gesagt wird, bewegt die Märkte rund um den Globus. Interessant ist vor allem ein Thema.

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Beim Treffen vor zwei Jahren waren die Chefin der US-Notenbank und der Präsident der Europäischen Zentralbank in Jackson Hole dabei. Quelle: AP

Diesmal wird auch Janet Yellen wieder mit dabei sein: Am Donnerstag reist die Chefin der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) zum traditionellen Notenbankertreffen nach Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming.

Dort, in einem malerischen Tal am Rand der Rocky Mountains im Grand-Teton-Nationalpark, versammelt sich seit 1982 jeweils Ende August die Crème de la Crème aus Politik, Wissenschaft und Finanzwelt. Diskutiert wird drei Tage lang in rustikaler und eher bodenständiger Atmosphäre über ein wechselndes Thema der Geldpolitik. In diesem Jahr tauschen sich die Teilnehmer darüber aus, wie sich stabile geldpolitische Rahmenbedingungen für die Zukunft schaffen lassen.

Solche akademischen Fragen lassen zwar die Finanzgemeinde weitgehend kalt – dennoch blicken sie in dieser Woche gespannt nach Wyoming. Der Grund: Sie hoffen, dass Fed-Chefin Janet Yellen bei ihrer Rede am Freitag zumindest zwischen den Zeilen anklingen lässt, wann die nächste Leitzinserhöhung in den USA ansteht.

Im Dezember 2015 hatte die amerikanische Zentralbank erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen wieder auf eine Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent angehoben – seitdem aber unter anderem wegen des Ölpreisverfalls und des Brexit-Votums nicht nachgelegt.

Auch aktuell rechnen Experten nicht damit, dass die Fed bereits bei ihrer nächsten Sitzung im September wieder an der Zinsschraube dreht. Doch es mehren sich die Stimmen, die darauf setzen, dass die Währungshüter nach zuletzt guten Daten vom US-Arbeitsmarkt im Dezember die Zinsen anheben könnten.

Commerzbank-Experte Christoph Balz etwa sagt: „Wir rechnen mit einer Zinsanhebung im Dezember, denn dann kennt die Fed das BIP-Wachstum im dritten Quartal, das wieder zufriedenstellend ausfallen sollte.“


Die Geldpolitik der Fed auf dem Prüfstand

Tatsächlich hat die Fed einige ihrer Ziele fast erreicht. So steht nach den Worten ihres stellvertretenden Chefs eine Vollbeschäftigung kurz bevor, sagte Stanley Fischer am Sonntag bei einer Konferenz in der Kleinstadt Aspen im Bundesstaat Colorado. Der Arbeitsmarkt verbessere sich weiterhin und die Inflation bewege sich in der Nähe der anvisierten Marke von zwei Prozent. Fischer zeichnete ein insgesamt positives Bild von der Konjunktur – äußerte sich allerdings nicht dazu, wann ein Zinsschritt erfolgen könnte.

Dafür dass es erst zum Jahresende soweit sein könnte, spricht auch, dass dann das Rennen um das Weiße Haus gelaufen ist. Doch es könnte auch ganz anders kommen: Das Protokoll der Fed-Sitzung vom Juli zeigt, dass sich die Notenbanker keineswegs darüber einig waren, wann eine Zinsanhebung kommen soll – oder ob sie überhaupt sinnvoll ist.

John Williams etwa, der Chef der Fed San Francisco, hat erst kürzlich in einem Aufsatz die gesamte Zielsetzung der amerikanischen Geldpolitik infrage gestellt – darunter auch das bisher angestrebte Inflationsziel von zwei Prozent. 

Beim Treffen der internationalen Notenbanker in Jackson Hole ist auch er dabei – und seine Ausführungen dürften dort auf einiges Interesse stoßen.

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