
Berlin Die deutschen Dienstleister stellen sich auf schwierige Zeiten ein. Im Oktober schätzten sie ihre Aussichten für die kommenden zwölf Monate so schlecht ein wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, teilte das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 500 Unternehmen mit. „Schlechter war der Ausblick zuletzt zum Höhepunkt der Rezession Anfang 2009 ausgefallen“, sagte Markit-Ökonom Tim Moore. Mehr als jeder vierte Dienstleister befürchtet Geschäftseinbußen, während nur 15 Prozent von Zuwächsen ausgehen.
Ein Grund für den Pessimismus sind die nachlassenden Aufträge: Das Bestellungen gingen bereits den dritten Monat in Folge zurück. „Je länger der Abwärtstrend beim Neugeschäft anhält, umso wahrscheinlicher wird es, dass auf die annähernde Stagnation im Oktober eine tatsächliche Rezession folgt“, warnte Moore. Auch die Lage gibt wenig Anlass zu Optimismus. Der Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor stieg zwar um 0,9 auf 50,6 Punkte und zeigt mit dem Sprung über die 50-Zähler-Marke wieder Wachstum an. Allerdings war es der zweitschwächste Wert seit Juli 2009. Deshalb wurden so wenig neue Jobs geschaffen wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr.
Die Vermittler von Finanzdienstleistungen bauten sogar Stellen ab. Auch die erfolgsverwöhnte deutsche Industrie ist im Abwind. Deren Einkaufsmanagerindex fiel um 1,2 auf 49,1 Punkte. „Die Produktion wurde erstmals seit Juni 2009 wieder geringfügig eingeschränkt, was einerseits an den hohen Verlusten beim Auftragseingang lag“, schrieben die Forscher. Der Composite-Index, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, sackte
um 0,2 auf 50,3 Zähler.
Kein Land verzeichnet ein Auftragswachstum
Die Talfahrt der Dienstleister in der Euro-Zone hat sich im Oktober beschleunigt. Der Einkaufsmanagerindex sank um 2,4 auf 46,4 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte 2009. Erst ab 50 Punkten wird Wachstum
signalisiert. „Die anhaltende Schuldenkrise und die weltweite Konjunkturerlahmung schaden zweifelsohne“, sagte Ökonom Rob Dobson vom Markit-Institut, das monatlich mehr als 2000 Unternehmen befragt.
Das drückt sich auch in den Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate aus. Diese werden so negativ bewertet wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Grund dafür sind schrumpfende Neuaufträge. „Besonders auffallend ist, dass kein einziges Land mehr ein Auftragswachstum verzeichnet“, sagte Dobson. Erstmals seit anderthalb Jahren schufen die Dienstleister deshalb keine neuen Stellen mehr.
Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in der Euro-Zone - zumal auch die Industrie schwächelt. Im Oktober schrumpften deren Geschäfte unter dem Druck der Schuldenkrise und der nachlassenden Weltkonjunktur den dritten Monat in Folge. Produktion und Neuaufträge fielen so gering aus wie seit Mitte 2009 nicht mehr. Der Composite-Index, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, sackte um 2,6 auf 46,5 Punkte und liegt damit ebenfalls weit unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.