Gewerbliche Produkte Höchster Anstieg der Erzeugerpreise seit 1949

Die Erzeugerpreise klettern weiter im Rekordtempo Quelle: dpa

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im März 2022 um 30,9 Prozent höher als im März letztes Jahr. Die Daten spiegeln bereits erste Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider.

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Erdgas, Dünger, Butter: Die deutschen Produzenten haben ihre Preise nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine in Rekordtempo angehoben. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im März um durchschnittlich 30,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Dies sei der stärkste Anstieg „seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949“, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Von Reuters befragte Ökonomen waren lediglich von 28,2 Prozent ausgegangen, nach 25,9 Prozent im Februar. „Die aktuellen Daten spiegeln bereits erste Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider“, so die Statistiker. Nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar sind insbesondere Energieprodukte wie Erdgas deutlich teurer geworden, aber auch viele andere Güter wie Nahrungsmittel.

Ökonomen halten noch höhere Teuerungsraten für möglich. „Bei den Erzeugerpreisen ist das definitiv noch nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. „Wir können locker 50-Prozent-Raten bekommen.“ Erst im Sommer sollte sich die Lage etwas beruhigen, ein starker Rückgang aber ausbleiben. „Für die Verbraucher sind das schlechte Neuigkeiten“, sagte Brzeski. „Viel davon wird weitergegeben werden, so dass wir uns auf Inflationsraten im zweistelligen Bereich vorbereiten können.“

Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Aktuell ist die Inflationsrate mit 7,3 Prozent bereits so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Auch die Wirtschaftsweisen halten zweistellige Werte für möglich.

Energiepreisschub

Hauptverantwortlich für die stark steigenden Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals Energie. Sie verteuerte sich im März um durchschnittlich 83,8 Prozent. Erdgas kostete dabei 144,8 Prozent mehr als im März 2021, Strom 85,1 und leichtes Heizöl 130,8 Prozent mehr. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 14,0 Prozent über dem Vorjahreswert.

Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag bei durchschnittlich 12,2 Prozent. Besonders stark stiegen hier die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle (+72,3 Prozent), Butter (+56,0 Prozent) und Kaffee (+20,5 Prozent). Deutlich mehr verlangt wurde zudem für Düngemittel und Stickstoffverbindungen (+87,2 Prozent).

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Die Preise an den deutschen Tankstellen sind im März infolge des russischen Krieges stärker gestiegen als in früheren Krisen. Private Verbraucher mussten durchschnittlich 41,9 Prozent mehr für Superbenzin und 62,6 Prozent für Diesel bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Kraftstoffe waren damit insgesamt 47,4 Prozent teurer. Für leichtes Heizöl musste sogar fast zweieinhalb Mal so viel bezahlt werden wie im März 2021. „So hohe Preisanstiege für Heizöl und Kraftstoffe gab es in Deutschland selten zuvor“, so die Statistiker. Ähnliche Entwicklungen seien bislang lediglich im Zusammenhang mit den beiden Ölkrisen 1974 und 1980 sowie der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 zu beobachten gewesen. „Allerdings war der Anstieg der Verbraucherpreise für Kraftstoffe im Vorjahresvergleich in keiner dieser Krisen höher als im März 2022“, so das Bundesamt.

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