GfK Konsum bleibt auch 2017 wichtige Konjunkturstütze

Lange Zeit war es vor allem der Export, der für Wachstum und Wohlstand in Deutschland sorgte. Inzwischen tragen auch die Verbraucher immer mehr dazu dabei, aber das Konsumwachstum geht zurück.

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Die Verbraucher sind weiter in Konsumlaune. Quelle: dpa

Der Konsum bleibt voraussichtlich auch 2017 eine wichtige Konjunkturstütze. Dennoch dürften die privaten Konsumausgaben in diesem Jahr nicht mehr ganz so stark steigen wie 2016, erwartet das Marktforschungsunternehmen GfK. Nach einem Wachstum von 2,0 Prozent im Vorjahr rechnen die Konsumforscher für 2017 nur noch mit einer Zunahme von 1,5 Prozent, wie aus der GfK-Konsumprognose für 2017 vom Donnerstag hervorgeht.

Für die EU prognostiziert die GfK ein Wachstum der privaten Ausgaben zwischen 1,0 und 1,5 Prozent.

Die Verbraucher seien zwar weiter in Konsumlaune; in manchen Bereichen wie bei Textilien und bei der Unterhaltungselektronik zeichne sich inzwischen aber eine Marktsättigung ab, betonte der GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth bei der Vorstellung der Konsumprognose. „Wir haben bereits seit sechs bis sieben Jahren ein gutes Konsumklima in Deutschland. Da haben sich viele Anschaffungen erledigt“, berichtete Adlwarth. Auch dürfte die steigende Inflation die Konsumlust mancher Bundesbürger dämpfen.

Das sind die Discounter der Zukunft
Lidl mit neuem FilialkonzeptIn Verona in Norditalien betreibt Lidl zwei Filialen, die zum Vorbild für neue Märkte auch in Deutschland werden sollen. Lidl-Chef Sven Seidel betonte im Handelsblatt-Interview, dass das Unternehmen sehr viel von den Erfahrungen im Ausland lernen kann: „Die Innovation kommt daher, dass sich die Zentrale mit den Ländern reibt und die Essenz dessen, was an neuen Erfahrungen gesammelt wird, für das gesamte Unternehmen nutzbar macht.“ Quelle: Lidl
Allein schon auf der Fläche des großzügigen Eingangsbereichs der italienischen Pilot-Märkte hätte man früher fast einen gesamten Discounter gebaut. Quelle: Lidl
Der VerkaufsraumBreite Gänge, der Verzicht auf die abgehängte Decke, warme Farbtöne: In der Filiale will Lidl den Kunden künftig ein „großzügiges Raumgefühl“ geben. Das ist in deutschen Märkten meist noch anders. „Wenn Sie sich so manche Filialen älteren Baujahrs anschauen, dann ist vielerorts schon alles sehr kleinteilig“, räumt auch Lidl-Chef Seidel ein. Quelle: Lidl
Die PräsentationAuch bei der Präsentation der Waren erinnert nicht mehr viel an alte Zeiten, wo Artikel in Kartons auf Paletten standen. Die Kunden erwarten bald noch mehr Markenartikel und hochwertige Frischwaren. Trotzdem wird die Zahl der Artikel auch in Zukunft deutlich unter der der Supermärkte liegen. Quelle: Lidl
Die BackstationenNoch mehr Wert wird künftig auf frische Backwaren gelegt. Nur die Bedientheken wird man auch in Zukunft in einem Lidl vergeblich suchen. In irgendeiner Form muss sich Discount ja noch vom Supermarkt unterscheiden. Quelle: Lidl
Die Kunden-WCsEine überraschende Neuerung: Bei Neu- und größeren Umbauten will Lidl bald auch in deutschen Märkten Toiletten für Kunden anbieten. Quelle: Lidl
Die WickeltischeErleichterung für junge Mütter und Väter: Sogar einen Wickeltisch für die jüngsten Kunden soll es in Zukunft im Discounter geben. Quelle: Lidl

Entsprechend dürften zumindest beim Textil- und Elektronikhandel die Bäume in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen. Adlwarth rechnet im sogenannten Non-Food-Handelssegment für 2017 mit einem Umsatz von 170,6 Milliarden Euro - das wären lediglich 0,8 Prozent mehr als 2016. Ähnlich schwach hatte sich dieses Segment bereits 2016 entwickelt. Lediglich bei Wohnungseinrichtungen und Küchen dürfte das Wachstum etwas größer ausfallen. „Der gesamte Wohnbereich entwickelt sich sehr gut“, sagte Adlwarth.

Ungleich bessere Aussichten bieten sich 2017 dem Lebensmitteleinzelhandel. Dieser dürfte nach der GfK-Prognose mit 179,5 Milliarden Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 2,0 Prozent zulegen. Dazu dürfte die zunehmende Zahl der Haushalte - auch eine Folge der verstärkten Flüchtlingszuwanderung - beitragen. Aber auch die weiterhin steigende Konsumstimmung sei „wesentlicher Treiber dieser positiven Entwicklung“.

Dennoch lauerten am Horizont dunkle Schatten, die das Konsumklima eintrüben könnten. Verschiedene weltpolitische Risiken sorgten für eine „aufkommende Verunsicherung“ bei den Verbrauchern, stellte die GfK fest. Dazu zähle neben der vom Ölpreis getriebenen Inflation und dem drohenden Wirtschaftsprotektionismus des neuen US-Präsidenten Donald Trump auch der abzusehende Zinsanstieg in den USA. Sorge bereiten den Konsumforschern auch die Brexit-Verhandlungen und mögliche Wahlsiege rechtspopulistischer Parteien in einigen EU-Ländern.

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