GfK-Konsumklima Deutsche Verbraucher zunehmend trübsinnig

Die Stimmung der deutschen Verbraucher trübt sich überraschend ein. Das Konsumklima sinkt auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr. Bei der Einkommensentwicklung sind die Deutschen jetzt weniger optimistisch.

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Einkaufen Quelle: dpa

Die Nürnberger GfK-Marktforscher prognostizieren in ihrer am Mittwoch veröffentlichten monatlichen Umfrage für November einen Wert von 9,7 nach 10,0 Punkten im Oktober. Damit fällt das Barometer für das Konsumklima auf das niedrigste Niveau seit April. Während die Befragten die gesamtwirtschaftlichen Aussichten erstmals seit vier Monaten wieder rosiger sehen, sinkt der ausgeprägte Optimismus bei den Einkommensaussichten - auch wegen der zuletzt anziehenden Preise. Zudem ließ die Bereitschaft nach, teure Güter wie Autos oder Möbel zu kaufen.

Die Konjunkturerwartung ging im Oktober wieder nach oben. "Die Konsumenten scheinen die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, zunächst verdaut zu haben. Nach der Brexit-Entscheidung sank der Indikator dreimal in Folge", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Er geht davon aus, dass trotz insgesamt guter Beschäftigungs- und Einkommensaussichten das "schwieriger gewordene außenwirtschaftliche Umfeld" auf der Stimmung der Konsumenten lastet. Denn das globale Wachstum bleibe schwach.

Die Verbraucher gehen laut GfK davon aus, dass die preisdämpfenden Effekte niedriger Ölpreise, die die Inflationsrate nahe null Prozent hielten, nun auslaufen. Damit schwinden auch die realen Einkommensgewinne für die privaten Haushalte durch niedrige Energiepreise. So ist die Inflationsrate im September bereits auf 0,7 Prozent gestiegen. Im Juli und August lag sie noch bei 0,4 Prozent. "Dies dürfte die Einkommensaussichten dämpfen", sagte GfK-Experte Bürkl.

Das beeinflusst offenbar auch die Kauflust: Das Barometer für die Bereitschaft zu teuren Anschaffungen fiel im Oktober um 3,4 auf 49,9 Punkte. Die GfK befragte insgesamt 2000 Verbraucher.

Volkswirte bleiben gelassen

Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem unveränderten Wert beim Konsumklima gerechnet. So spricht etwa Florian Hense von der Berenberg Bank trotz des Rückgangs von einem noch immer sehr hohen Stand. "Zwei Rückgänge in Folge sollte man nicht überbewerten. Das Verbrauchervertrauen sollte auf einem hohen Niveau bleiben. Der Konjunktur geht es gut, auch der Arbeitsmarkt sollte weiter rund laufen", sagt Hense. Es gebe allerdings Risiken durch politische Unsicherheiten wie das italienische Referendum und die USA-Wahl mit dem republikanischen Kandidaten Donald Trump. "In den nächsten Monaten erwarte ich keine größeren Veränderungen beim GfK-Index, eine Wende in die eine oder andere Richtung ist nicht abzusehen. Im nächsten Jahr könnte es Rückenwind für die Verbraucher durch Steuererleichterungen geben und die gute Lage am Jobmarkt."

Sein Kollege Johannes Mayer von der Landesbank Bayern hält das Niveau ebenfalls trotz Rückgang noch immer für sehr hoch. "Der Anstieg des Ölpreises dürfte eine Rolle gespielt haben. Die Konsumenten merken das an der Zapfsäule", so Mayr. "Wir machen uns um den deutschen Verbraucher aber keine Sorgen. Der Konsum bleibt auch über das Winterhalbjahr hinweg eine Konjunkturstütze." Mayr rechnet auch 2017 mit einem starken Konsum, wegen der politischen Unsicherheiten könnte er jedoch stärker schwanken. "Probleme beim Konsum dürfte es nicht geben - allein wegen der niedrigen Zinsen und des guten Arbeitsmarktes", sagt Mayr.

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