Das sehen einige namhafte Volkswirte durchaus anders – und verweisen auf die gesunkenen und inzwischen sehr geringen Renditen für Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsstaaten. Ist das kein Erfolg?
Das kommt drauf an, auf welcher Seite sie stehen. Wenn Sie Bundesfinanzminister sind, dann können Sie guten Gewissens sagen: Die Geldpolitik ist eine super Sache. Ich kann fast gratis neue Schulden aufnehmen und schneller als gewünscht einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren. Die Renditen sind letztlich ja nur so niedrig, weil die Märkte darauf spekulieren, dass die EZB im Zweifel das Risiko übernimmt. Für Schuldner ist die Politik weniger gut. Denn einer muss ja die Zeche zahlen. Das sind in diesem Beispiel all jene, die in Staatsanleihen investieren. Das sind nicht nur amerikanische Hedgefonds, sondern auch deutsche Häuser, die Lebensversicherungen anbieten. So leidet der Bürger über Umwege ebenso, wie auch der Sparer, der sein Geld auf dem Sparbuch bunkert. Zudem gibt es noch einen Punkt, der in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird.
Und zwar?
Wir erleben seit mehreren Monaten eine Vermögenspreisinflation. Das Geld, was in die Wirtschaft gepumpt wurde, wandert in Sachwerte. Denn die Bürger sind klüger als die Politik oftmals denkt. Sie versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen und investieren in Sach- oder Vermögenswerte.
Also in Immobilien.
Nicht nur. Das ist sicher der bekannteste Markt, aber die Bildung von Preisblasen erleben wir auf allen erdenklichen Ebenen. Schauen Sie sich Briefmarken, Gemälde, Münzen oder auch alte Gitarren an, für die ich eine Leidenschaft habe. Es gibt Indizes für historische Musikinstrumente: Dort können sie lesen, wie sehr die Preise in den vergangenen Monaten gestiegen sind. Das Problematische an dieser Form der Inflation: Die Verlierer sind noch nicht ausgemacht. Denn die Frage ist, wie weit sich die Blase noch aufbaut, bis sie platzt. Wenn Sie platzt, wird viel Geld vernichtet. Und die Verteilungswirkungen einer solchen Blase sind kaum kalkulierbar; zudem ist das eine äußerst undemokratische Veranstaltung.
So kommen Immobilien-Anleger durch das Zinstal
Fallen die Zinsen, können sich mehr Interessenten eine Immobilienfinanzierung leisten
Die Rendite vermieteter Immobilien wird im Vergleich zu Zinsanlagen attraktiver, das steigert die Nachfrage
Es gibt immer weniger Verkäufer, denn auf dem Tagesgeldkonto brächte ihnen der Verkaufserlös kaum Ertrag. Auch das treibt die Preise
Immobilieneigentümer können sich über Wertsteigerungen freuen
Kaufwillige können in Ruhe nach dem richtigen Objekt suchen, ohne steigende Kreditzinsen fürchten zu müssen (siehe Baukredite)
Lange Laufzeit (15 Jahre oder mehr) vereinbaren und Zinsersparnis für höhere Tilgung nutzen
Anfangs drängen noch Käufer in den Markt, die kaufen wollen, bevor die Kreditraten für sie nicht mehr zu stemmen sind
Nach diesem kurzen Schlussverkauf sinkt die Nachfrage. Das Angebot steigt, weil vermietete Immobilien im Vergleich zu Zinsanlagen weniger attraktiv werden. Sinkende
Nachfrage bei steigendem Angebot lässt die Immobilienpreise fallen
Kaufwillige, die Kredit brauchen, sollten sich sputen
Steigende Zinsen sind aber kein Grund, überteuerte Immobilien zu kaufen
Immobilieninvestoren, die ohne Kredit auskommen, sollten den ersten Schlussverkauf abwarten
Eigentümer können sich im Voraus niedrige Zinsen für den Anschlusskredit sichern (siehe Baukredite)
Eigentümer profitieren von fallenden Zinsen, die preistreibend wirken. Käufer haben weniger Vorteile, da steigende Kaufpreise die niedrigen Kreditraten teilweise ausgleichen. Steigende Zinsen belasten den Markt generell
Wie erkenne ich, wann eine Blase unmittelbar vor dem Platzen steht?
Das ist nicht zu sehen. Sie kennen vielleicht den Spruch: An der Börse wird zum Ausstieg nicht geklingelt. Auf dem Immobilienmarkt auch nicht. Vielleicht geht die Geldschwemme noch zwei Jahre gut. Vielleicht auch fünf. Genau so gut kann es sein, dass übermorgen die Blase platzt und Preise erodieren. So oder so: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ungeschoren aus der Krise kommen, ist relativ gering.
Wie lässt sich der drohende Verlust denn abfedern?
Erstens: Panik ist kein Investmentberater. Sagen Sie nicht: ,Oh Gott, die Inflation kommt, ich kaufe ein Haus.‘ Das ist eine ganz schlechte Idee. Schauen Sie, was Ihre Bedürfnisse sind und wie ihre finanziellen Aussichten sind. Was können Sie sich leisten, wie viel Risiko wollen Sie gehen?
Zehn wichtige Tipps für Privatanleger
Edward Bonham Carter, Chairman des britischen Fondsanbieters Jupiter, gibt zehn Ratschläge, die Privatanleger bei der Geldanlage beherzigen sollten.
30. April 2014
"Anleger sind häufig zu ungeduldig. Sie glauben, dass es ihnen hilft, eine gute Performance zu machen, wenn sie häufig die Anlage wechseln. Viele schneiden dadurch nicht besser ab, als wenn sie mittel- bis langfristig investiert bleiben würden."
"Kein Fonds kann immer besser abschneiden als ein Vergleichsindex. Deshalb ist es auch für die Kunden so schädlich, wenn sie immer in den Performancelisten nach den besten Fonds schauen. Wenn sie die jeweils kaufen, wird das auf lange Sicht keinen Erfolg haben."
"Kein Fonds kann immer besser abschneiden als ein Vergleichsindex. Deshalb ist es auch für die Kunden so schädlich, wenn sie immer in den Performancelisten nach den besten Fonds schauen. Wenn sie die jeweils kaufen, wird das auf lange Sicht keinen Erfolg haben."
"Anleger sollten jedoch die Verteilung ihrer Anlageklassen jährlich überprüfen. Sind Aktien sehr stark gestiegen, sollten sie einen Teil davon als Gewinn abschöpfen und in die anderen Anlagearten stecken. Dadurch bleibt langfristig die für die Risikoabsicherung wichtige Anlageaufteilung erhalten."
"Wer sich Dividenden immer ausschütten lässt, profitiert nicht vom Zinseszinseffekt. Daher ist es sinnvoll, Ausschüttungen auch bei Fonds jährlich automatisch wieder anlegen zu lassen."
"Neue Ideen bei Anlageprodukten sind oft Verkaufsschlager. Aber Anleger sollten bei ihnen vorsichtig sein und lieber zunächst auf den Erfolgsnachweis warten, bevor sie zugreifen."
"Wertsicherungsversprechen sind in, aber Anleger müssen beachten, dass jede Wertsicherung Rendite kostet."
"Menschen, die versprechen, dass sie bei der Geldanlage alles im Griff haben und alles können, sollte man mit Vorsicht genießen."
"Psychologie ist wichtig. Man darf nie zu optimistisch oder pessimistisch werden. Und man sollte sich von der Masse fern halten."
"In einem Bullenmarkt mit stark steigenden Aktienkursen will man Fondsmanager haben, die 22 Jahre alt und unbekümmert sind. Aber im Sturm ist es besser, einen erfahrenen Fondsmanager zu haben."
Das sind jetzt aber keine ganz neuen Rezepte.
Ich weiß. Aber glauben Sie mir: Es gibt keine Zaubermittel, um dem Unheil zu entkommen. Und wenn einer einen Königsweg kennt, dann wird er Ihnen den nicht verraten. Vielleicht auf einem Seminar, für das Sie 1000 Euro Teilnahmegebühr zahlen müssen. Aber selbst das ist unwahrscheinlich, der einzige, der mit diesen Seminaren wirklich reicher wird, ist der Anbieter. Der Grund ist ganz einfach: Nehmen wir an, es gäbe einen Ausweg. Etwa: historische Turnschuhe. In dem Moment, wo ich Ihnen sage, investieren Sie in ausgelatschte Sneaker, rennen Sie los, kaufen – und treiben die Preise hoch. Damit wäre mein Weg verbaut. Ich möchte kein Crashprophet sein, aber ich sehe kein Investment, keine Rettung, keine Hoffnung, dass wir den Kosten dieser Krise entkommen.