Verbraucherpreise Höchster Stand seit 28 Jahren: Inflation liegt bei 4,5 Prozent

Knappe Rohstoffe treiben die Inflationsrate nach oben. Quelle: dpa

Vorläufige Daten deuten auf eine weiter steigende Inflationsrate hin. Ökonomen warnen, dass damit das Ende noch nicht erreicht sei.

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Die Inflation in Deutschland hat sich im Oktober weiter beschleunigt und den höchsten Stand seit 28 Jahren erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand vorläufiger Daten mitteilte. Eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent hatte die Wiesbadener Behörde zuletzt im Oktober 1993 gemessen. Im September hatte die Inflation mit 4,1 Prozent bereits die Vier-Prozent-Marke überschritten.

Gegenüber dem Vormonat September kletterten die Verbraucherpreise im Oktober um 0,5 Prozent.

Grund für die Entwicklung sind bestimmte statistische Sondereffekte rund um die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Corona-Jahr 2020 und vor allem die weltweit steigenden Preise für Energie und bestimmte Rohstoffe sowie Vorprodukte der Industrie. So klettern die Preise deutscher Hersteller von Rekord zu Rekord – zuletzt stiegen sie im September um 14,2 Prozent und damit so stark wie seit fast 47 Jahren nicht mehr. Auch die deutschen Importe haben sich wegen deutlich höherer Preise für Öl, Gas und einige Lebensmittel wie Kaffee mit 17,7 Prozent so stark verteuert wie seit über 40 Jahren nicht.

Diese Daten gelten als Vorläufer für die Verbraucherpreise und Experten erwarten, dass die Inflation von Waren und Dienstleistungen bis Jahresende noch in Richtung fünf Prozent steigen könnte. Rund 73 Prozent der Deutschen sehen die Inflationsentwicklung kritisch, wie aus einer Umfrage des Deutsche Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) hervorgeht. Die anziehende Teuerung sei gefährlich, warnte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. „Sie sollte nicht als vorübergehender Effekt nach der Corona-Krise verharmlost werden.“ Deshalb müsse die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember die Weichen für einen Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik stellen.



Der Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Rainer Neske warnt ebenfalls vor einer gefährlichen Preis-Spirale in Deutschland, die die Inflation noch weiter in die Höhe treiben würde. „Es ist akzeptiert, dass man deutlich höhere Lohnabschlüsse braucht, weil die Preise, nicht nur in der Energie, auch in der Miete, auch im täglichen Leben deutlich angezogen haben“, sagte Neske am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Dies sei in den Branchen zu sehen, die derzeit in Verhandlungen stünden. Es sei eine große Gefahr, dass dieser Kreislauf anfängt zu laufen. „Wenn er einmal läuft, dann ist er sehr schwer zu bändigen,“ sagte Neske.

Mehr zum Thema: Überall steigen die Preise? Von wegen! Manches ist in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr nicht teurer, sondern sogar günstiger geworden. Welche Güter und Dienstleistungen sich der Inflation erwehren.

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