Ifo-Institut und RWI Ökonomen senken deutsche Konjunkturprognose

Ifo-Ökonomen senken deutsche Konjunkturprognose Quelle: dpa

Weil die weltwirtschaftlichen Risiken deutlich zugenommen haben, senken Forscher von Ifo und für das laufende Jahr die Wachstumsprognose für Deutschland und warnen vor konjunkturellen Gewitterwolken.

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„Am deutschen Konjunkturhimmel brauen sich derzeit kräftige Gewitterwolken zusammen“, warnt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Infolgedessen setzt das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo seine Konjunkturprognose für Deutschland deutlich herunter. Während die Forscher im Frühjahr 2018 noch mit einem Wachstum von 2,6 Prozent gerechnet hatten, erwarten sie nun für das laufende Jahr nur noch 1,8 Prozent Wachstum.

„Die Wirtschaft hat sich in den ersten Monaten des Jahres deutlich schlechter entwickelt als gedacht. Das Ifo-Geschäftsklima ist zurückgegangen und die weltwirtschaftlichen Risiken haben deutlich zugenommen“, sagt Wollmershäuser. „Gleichwohl glauben wir, dass sich der deutsche Aufschwung fortsetzt, wenn auch nicht in demselben Tempo wie 2017.“

Zumindest beim Blick auf die Arbeitslosenzahl erwarten die Forscher weiterhin eine positive Entwicklung: Sie soll von 2,5 Millionen im vergangenen Jahr auf 2,3 Millionen in diesem und sogar auf 2,2 Millionen 2019 sinken. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte laut der Ifo-Prognose demnach neue Rekordhöhen erreichen und von 44,3 Millionen (2017) über 44,8 Millionen (2018) auf 45,2 Millionen (2019) steigen.

Auch bei den privaten Konsumausgaben zeichnet sich laut Ifo weiterhin ein Wachstum ab. Zwar sollen sie laut Ökonomenschätzung in diesem Jahr nur um 1,3 Prozent steigen; 2019 allerdings um 1,8 Prozent zulegen. Den Staatsüberschuss beziffert das Ifo-Institut 2018 mit 38,0 Milliarden Euro und rechnet für das kommende Jahr mit 37,7 Milliarden. Der viel kritisierte Überschuss der Leistungsbilanz belaufe sich demzufolge auf 267 und 268 Milliarden Euro. Damit verringert sich laut der Ifo-Forscher der Überschuss in Relation zum Bruttoinlandsprodukt von 7,9 auf 7,6 Prozent.

RWI-Forscher kappen Konjunktur-Prognose ebenfalls

Auch das Essener RWI-Institut senkt seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft deutlich. Die Konjunktur werde 2018 wohl nur um 1,8 Prozent anziehen und nicht wie bisher erwartet um 2,4 Prozent, wie die Forscher und Regierungsberater am Dienstag mitteilten. Für 2019 rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,5 statt 1,9 Prozent. Ursachen hierfür seien schlechtere Exportaussichten wegen staatlicher Abschottungsmaßnahmen etwa der USA. „Das außenwirtschaftliche Klima ist rauer geworden“, sagte RWI-Chefökonom Roland Döhrn. „Selbst wenn nur kleine Teile des deutschen Exports von den durch die USA verhängten Zöllen betroffen sind, dürfte das Aufkeimen des Protektionismus negativ auf das Exportklima wirken und Unternehmen vorsichtiger agieren lassen.“

Zudem seien die Firmen verunsichert durch die unklare Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU vor dem Hintergrund des geplanten Brexit. Am Arbeitsmarkt sorgt die erwartete schwächere Konjunktur laut RWI dafür, dass sich der Beschäftigungsaufbau verlangsamt und die Arbeitslosigkeit nur noch wenig sinkt. Insbesondere am Bau und im Pflegebereich bestehe zwar Arbeitskräftebedarf. Dieser werde jedoch häufig durch Zuwanderung gedeckt. Die Arbeitslosenquote werde wohl nur noch leicht von 5,3 Prozent in diesem Jahr auf 5,2 Prozent im kommenden Jahr zurückgehen.

Der Aufschwung der Binnenwirtschaft bleibt dem RWI zufolge intakt. Die Bauinvestitionen steigen demnach weiter kräftig und die privaten Konsumausgaben profitieren von der Job-Sicherheit und höheren Löhnen. Der staatliche Haushaltsüberschuss dürfte 2018 um rund drei Milliarden Euro auf gut 41 Milliarden Euro steigen. Grund dafür seien höhere Einnahmen dank der anhaltend guten Lage am Arbeitsmarkt. Auch das Münchner Ifo-Institut äußerte sich spürbar skeptischer zur Konjunktur.

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