Ifo treibt Dax auf Fünfjahreshoch Deutsche Wirtschaft wirft Wachstumssorgen ab

In Deutschland startet die Wirtschaft bereits wieder durch, die Manager gehen ausgesprochen positiv in das neue Jahr. Allerdings drohen aus Frankreich und Großbritannien Gefahren für die Exportwirtschaft.

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Ein VW-Passat und ein Golf Cabrio im Autoturm der Volkswagen Autostadt. Quelle: dpa

Die deutsche Wirtschaft startet kraftvoll ins Jahr und schiebt Rezessionsängste beiseite. Die Stimmung in den Chefetagen ist im Januar schon wieder so gut wie zuletzt Mitte 2012, die Schwächephase von Ende vorigen Jahres fast wieder vergessen. Der Ifo-Geschäftsklima-Index kletterte überraschend deutlich um 1,8 auf 104,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte. Die Aktienmärkte reagierte ausgesprochen positiv: Der DAX erreichte ein Fünfjahreshoch, der Euro verteuerte sich.

Damit stieg das wichtigste Barometer für die deutsche Konjunktur zum dritten Mal in Folge und signalisiert einer Faustregel zufolge eine Wende zum Besseren. "Die deutsche Wirtschaft startet hoffnungsvoll ins neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Damit mehren sich die Hinweise, dass die Wirtschaft zu Jahresbeginn wieder wächst. Im vierten Quartal 2012 war sie mit 0,5 Prozent erstmals seit einem Jahr geschrumpft - und so stark eingebrochen wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr. Die Münchener Forscher erwarten für das laufende Quartal 0,2 Prozent Wachstum. "Damit ist keine Rezession absehbar", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe.

Hauptgrund für die bessere Stimmung der 7000 befragten Top-Manager sind steigende Erwartungen an das künftige Geschäft. Deutlich bergauf geht es in der Industrie, die zuletzt eine schwächere Auslandsnachfrage spürte. "Der Optimismus kehrt zurück", sagte Sinn. Die Firmen würden ihre Maschinen und Geräte nach drei Rückgängen in Folge wieder stärker auslasten.

Auch bei den Dienstleistern und in der Baubranche ging es bergauf. Im Groß- und Einzelhandel hatten dagegen Pessimisten Zulauf. Unterm Strich kletterte das Barometer für die Erwartungen das vierte Mal in Folge und stärker als erwartet - um 2,5 auf 100,5 Punkte. Ihre Lage schätzten die Betriebe ebenfalls besser ein, dieser Index stieg um 0,9 auf 108,0 Zähler.

Die Firmen richten ihren Blick nun nach vorn. "Die Unternehmen haben 2012 abgehakt", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. "Die Weltwirtschaft erholt sich, die Planungsunsicherheit lässt nach." Zugleich steige der Konsum dank guter Beschäftigung und höherer Reallöhne.

Im ersten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt wieder zulegen - einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen zufolge um 0,2 Prozent. Fachleute hoffen, dass die Unternehmen ihre Zurückhaltung aufgeben und mehr für Maschinen und Anlagen ausgeben. "Mit dem Abebben der Krise sollten sich die Investitionen in den kommenden Quartalen deutlich erholen", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.


Briten und Franzosen fallen zurück

Nach Einschätzung von Bundesbank und Bundesregierung dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr aber mit 0,4 Prozent insgesamt nur wenig wachsen, nach 0,7 Prozent 2012. Die Postbank schätzt jedoch, dass die Konjunktur besser laufen könnte als noch vor kurzem erwartet, wie ihr Chefvolkswirt Marco Bargel sagte: "Deutschland dürfte dabei abermals eine Rolle als konjunkturelles Zugpferd in der Eurozone einnehmen."

Für das Währungsgebiet insgesamt sieht EZB-Präsident Mario Draghi erste Anzeichen der Besserung. "Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung der Wirtschaft", sagte er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Anlass für zu viel Optimismus gebe es aber nicht: "Wir sind leider in einer Situation, in der wir zwar positive Ansteckungseffekte an den Finanzmärkten und bei Finanzkennzahlen haben, aber wir sehen noch nicht, dass das auch auf die Realwirtschaft ausstrahlt."

Sorgen bereitet allerdings mit Frankreich der wichtigste Handelspartner Deutschlands: Der Einkaufsmanagerindex für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone fiel auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren.

Für die britische Wirtschaft - die ebenfalls zu den Top-5-Kunden des Exporteuropameisters gehören - gab es einen herben Rückschlag. Sie schrumpfte Ende 2012 mit 0,3 Prozent stärker als erwartet und steuert damit auf ihre dritte Rezession in vier Jahren zu.

Großbritannien befinde sich in einer "sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation", erklärte das Finanzministerium. Dafür sorgten Produktionsausfälle in der Industrie und eine geringere Öl-Förderung in der Nordsee. Eis und Kälte lähmen zudem Einzelhandel und Bau.

Außerdem dürften ausländische Unternehmen zurückhaltender investieren, weil der britische Verbleib in der EU ungewiss ist. Premier David Cameron hat eine Volksabstimmung dazu angekündigt, die aber frühestens 2015 stattfinden soll.

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