Industrie drosselt Produktion „Rezession fast amtlich“

Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal zum zweiten Mal in Folge leicht geschrumpft ist. Eine Rezession wird wahrscheinlicher. Quelle: dpa

Die Krise in der lange boomenden Industrie macht eine Rezession der gesamten Wirtschaf wahrscheinlicher. Die maue Weltkonjunktur, Handelskonflikte sowie die Probleme der Autobranche machen den Unternehmen zu schaffen.

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Die deutsche Industrie steckt in der Rezession fest und wird damit immer mehr zum Hemmschuh für die gesamte Wirtschaft. Ihre Produktion schrumpfte im dritten Quartal um 1,1 Prozent und damit bereits das fünfte Vierteljahr in Folge, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Das Bundeswirtschaftsministerium betonte: „Die Schwäche der Industriekonjunktur ist noch nicht überwunden. Die maue Weltkonjunktur, Handelskonflikte, das Brexit-Chaos sowie die Probleme der Autobranche machen den exportabhängigen Unternehmen derzeit schwer zu schaffen.“

Die anhaltende Krise der lange boomenden Industrie macht eine Rezession der gesamten Wirtschaft wahrscheinlicher. Viele Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal zum zweiten Mal in Folge leicht geschrumpft ist. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht kommenden Donnerstag seine erste Schätzung zum Abschneiden im Sommerquartal.

„Mit dem Rückgang der Industrieproduktion ist eine Rezession fast schon amtlich“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Andere Experten halten es aber angesichts der guten Kauflaune der Verbraucher für möglich, dass dies knapp vermieden werden kann. „Gesamtwirtschaftlich könnten wir einer technischen Rezession knapp entkommen sein, denn es deutet sich vor allem dank der guten Entwicklung im Einzelhandel ein Nullwachstum an“, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle.


Die Dauer-Flaute in der Industrie droht inzwischen auf andere Bereiche überzuspringen. Besonders Dienstleister, die von Industriekunden abhängig sind, befinden sich ebenfalls im Abschwung. „Bislang fühlt sich für die meisten Bundesbürger die gegenwärtige Situation noch nicht an wie eine Phase wirtschaftlicher Kontraktion“, sagte Volkswirt Gitzel. „Der deutsche Arbeitsmarkt ist noch in verhältnismäßig guter Verfassung, so dass für den einzelnen Arbeitnehmer die wirtschaftliche Abkühlung nicht direkt fühlbar ist.“
Auch gibt es erste Hinweise, dass die Industrie das Schlimmste hinter sich haben könnte. Im September wuchsen ihre Aufträge um überraschend kräftige 1,3 Prozent. Zudem stabilisierte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft, wie das Ifo-Institut im Oktober in seiner Umfrage unter 9000 Managern herausfand. „Die aktuelle leichte Besserung bei den Auftragseingängen und den Geschäftserwartungen haben den Ausblick auf das vierte Quartal ein wenig aufgehellt“, betonte das Wirtschaftsministerium.

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