Inflation Angst vor der Inflation

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Auftragsboom bei Dachdeckern, Zimmerern und Installateuren

So sparen die Deutschen
„Die Deutschen sind für ihren enormen Spareifer bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass noch mehr Menschen die Notwendigkeit erkannt haben, finanzielle Rücklagen zu bilden – gerade auch in wirtschaftlich stürmischen Zeiten wie aktuell“, sagt Bertil Bos, Managing Director der Bank of Scotland in Deutschland. In einer repräsentativen Studie hat das Meinungsforschungsinstitut das Spar- und Anlageverhalten der Bundesbürger untersucht. Dabei zeigten sich große Unterschiede in den einzelnen Regionen. Wie die Deutschen mit Geld umgehen, hängt auch von ihrem Wohnort ab. Doch gängige Vorurteile zeigten sich dabei nicht.Quelle: Sparerkompass Deutschland 2012Eine forsa-Studie im Auftrag der Bank of Scotland Quelle: dpa
Selbstbewusste BayernDie Einwohner Bayerns (41 %) halten sich häufig für „gut“ oder „sehr gut“ informiert. Männer sind dabei selbstbewusster als Frauen: 38 % der Männer geben an, beim Thema Finanzen „gut“ oder „sehr gut“ im Bilde zu sein. Gefragt worden war: „Wie schätzen Sie Ihren Informationsstand ein, wenn es um Finanzangelegenheiten und Geldanlagen geht?“ Quelle: dpa
Unsichere SchwabenDie Menschen in Baden-Württemberg (30 %) schätzen ihren Wissensstand besonders oft als „gering“ oder „sehr gering“ ein. Bei den Frauen fühlen sich nur 29 % umfassend informiert, dafür gibt fast jede vierte Bundesbürgerin (24 %) an, keine oder nur geringe Finanzkenntnisse zu besitzen. Das überrascht, denn eigentlich beurteilen die Menschen in Westdeutschland (34 %) ihr Finanzwissen etwas häufiger als „gut“ oder „sehr gut“ als die Bundesbürger im Osten der Republik (30 %). Gefragt worden war: „Wie schätzen Sie Ihren Informationsstand ein, wenn es um Finanzangelegenheiten und Geldanlagen geht?“Im Bild: Blick auf Stuttgart mit dem Fernsehturm. Quelle: dpa
Geschickte Sachsen-AnhalterDie Menschen in Sachsen-Anhalt sind von ihrem Finanzgeschick überzeugt. Als „sehr gut“ bewerten ihren Umgang mit Geld 57 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt ihren Umgang mit Geld. Generell glauben die Bürger in Ostdeutschland (48 %) etwas häufiger als die Menschen im Westen der Republik (43 %), sehr gut mit Geld umgehen zu können. Frauen (47 %) sind dabei übrigens von ihrem Finanzgeschick etwas mehr überzeugt als Männer (40 %).Im Bild: Das Hundertwasserhaus in Magdeburg. Quelle: dpa
Fleißige RheinländerDie Menschen in Westdeutschland (58 %) geben häufiger an, regelmäßig Geld zurückzulegen als die Menschen im Osten der Republik (54 %). Am fleißigsten sparen die Rheinländer und Westfalen. Der Anteil der Menschen, die regelmäßig Geld zurücklegen, liegt in Nordrhein-Westfalen bei 63 Prozent – das ist Spitze.Im Bild: Die Rheinwiesen in Düsseldorf. Quelle: dpa
Faule BerlinerDie Berliner und die Brandenburger vergessen es am häufigsten, den Freistellungsauftrag für Zinserträge einzureichen. Sie sind zudem die faulsten Sparer. Der Anteil der Menschen, die regelmäßig Geld zurücklegen, liegt bei nur 42 Prozent.Im Bild: Der Berliner Reichstag. Quelle: dpa
Optimistische PfälzerDie Menschen in Rheinland-Pfalz (53 %) und in Hessen (47 %) bewerten ihre finanzielle Situation besonders häufig als „gut“ oder „sehr gut“.Im Bild: Der Mainzer Dom. Quelle: dpa

Das haben immer mehr Hausbesitzer verinnerlicht. Dachdecker, Zimmerer und Installateure können sich vor Aufträgen kaum retten. Laut Verband der Bayerischen Bau- und Ausbauwirtschaft bezeichnen 52 Prozent der 3500 Betriebe ihre Auftragslage im ersten Quartal 2012 als „gut bis sehr gut“, nur noch 0,8 Prozent sagen, sie sei „schlecht“. Ein historischer Bestwert. Vor allem Private und der Wohnungsbau sorgten für den Boom, so Jens Ulrich von der Handwerkskammer München.

Bauschreiner Andreas Henschel aus dem Rheinland etwa hat erhebliche Terminprobleme. Sein Rücken schmerzt, dennoch rackert er jeden Tag von morgens um sieben, bis es dunkel wird. Mittlerweile sind ihm sogar Heimwerker recht – Menschen, die selbst Hand anlegen wollen. „Ich habe so viel zu tun, dass ich ganz froh bin, wenn einer mit anpackt, wenn der nicht grade zwei linke Hände hat“, sagt Henschel.

Schubkarren und Styroporplatten

Seine Klientel tummelt sich in den Baumärkten, Fliesen- und Küchenstudios der Republik. Im Düsseldorfer Bauhaus etwa spielen sich bizarre Szenen ab: Menschen mit ratlosen Gesichtern rennen hektisch um Regale, lange Einkaufslisten in der Hand; vor den wenigen Verkäufern haben sich Schlangen gebildet. Alle wollen etwas wissen: Passt der Anschluss auf das Rohr? Welcher Zaunanstrich ist wasserfest und trotzdem bio? Und wo zum Teufel sind die Diamantscheiben für den Winkelschleifer?

Wo wollen die Leute nur mit all den Schubkarren, Rotband-Säcken und Styroporplatten hin? Die Baumarktkette Hornbach steigerte den Umsatz in Deutschland von 2008 bis 2011 um knapp zehn Prozent auf 1,64 Milliarden Euro. „Die gute Konsumstimmung und Niedrigzinsen beflügeln den Wohnungsbau“, sagt Konzernchef Albrecht Hornbach.

Elisabeth und Eduard Appelhans Quelle: Ingo Rappers für WirtschaftsWoche

Hohe Nachfrage und verlängerte Lieferzeit

„Boah, sind die teuer!“, entfährt es einem grauhaarigen Mittfünfziger in Cargo-Jeans und sportlicher Lederjacke, als er die Granitpfosten für die Beeteinfassung endlich im Duisburger Hornbach-Center gefunden hat. Spontan entscheidet er sich für die artifizielle Version des Randsteins aus Porenbeton, kostet knapp ein Drittel, erregt aber prompt das Missfallen seiner Frau. „Du weißt, dass mir das künstliche Zeug nicht gefällt; das sieht bei uns bald aus wie bei meinen Eltern!“

Künstlich oder nicht – Hauptsache neu. Bei Sorpetaler Fensterbau im Sauerland schieben die 60 Mitarbeiter seit einigen Wochen Überstunden. 90 Prozent der Endkunden sind Privatleute, „wir sind im oberen Preissegment aktiv, haben keine Kunststofffenster im Sortiment“, sagt Co-Chefin Elisabeth Appelhans. Die Lieferzeit für ihre Holz- und Holz-Alu-Fenster hat sich in diesem Frühjahr von drei bis vier Wochen auf acht Wochen verdoppelt. „Das liegt an der hohen Nachfrage; wir können 120 Fenster nicht in der gleichen Zeit bauen wie 80, wir kommen an unsere Kapazitätsgrenzen.“

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