Der Index wird monatlich aktualisiert. 1935 wurde das Automobil aufgenommen; Klimaanlagen sind erst seit 1964 und Mobiltelefone seit 1998 berücksichtigt.
Die von zahlreichen Skeptikern vorgebrachte Behauptung, der CPI und der PCE würden die Preissteigerungsrate wesentlich zu niedrig ausweisen, hält einer näheren Überprüfung nicht stand. Dies lässt sich durch einen indirekten statistischen Beweis belegen. Erinnern wir uns: Der PCE-Index für persönliche Konsumausgaben dient als Basis zur Umrechnung der nominellen Konsumausgaben in reale Konsumausgaben. Er ist in den vergangenen fünf Jahren jährlich um durchschnittlich 1,5 Prozent angestiegen. Die nominellen Konsumausgaben sind im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 3,8 Prozent jährlich gestiegen. Bereinigt um die PCE-Inflation von 1,5 Prozent, sind die realen Konsumausgaben also um 2,3 Prozent gestiegen.
Wer von der Mini-Inflation profitiert - und wer nicht
Wer längerfristig gleichbleibende Einkommen wie Tarifgehälter, Renten oder Sozialleistungen bezieht, kann sich mehr für sein Geld leisten, wenn Preise kaum noch oder gar nicht mehr steigen. Das gilt auch für Menschen, die viel Geld auf der hohen Kante haben. Gleichzeitig bleibt bei Einkommens- und Lohnerhöhungen real - also nach Abzug der Teuerung - deutlich mehr Geld in den Taschen der Verbraucher, wenn die Inflation wie derzeit nahe null ist.
Wenn die Verbraucher mehr Geld zur Verfügung haben, etwa weil die Sprit- und Heizölpreise fallen, können sie sich mehr andere Waren leisten. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von niedrigeren Einkaufspreisen wichtige Rohstoffe wie Öl: Ihre Kosten sinken.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Kampf gegen den mickrigen Preisauftrieb auf fast null Prozent gesenkt. Das drückt die Zinsen, die Banken von Privatleuten und Unternehmen für Kredite verlangen. So kommen etwa Immobilienkäufer derzeit so günstig wie nie an Geld. Nach Zahlen der FMH Finanzberatung sind Hypotheken mit zehn Jahren Laufzeit aktuell im Schnitt für 1,6 Prozent Zinsen zu haben. Vor einem Jahr lag das Niveau demnach noch bei 2,67 Prozent, vor fünf Jahren bei 4,19 Prozent. Auch Staaten können sich am Markt günstiger frisches Geld besorgen, das entlastet indirekt die Steuerzahler.
Vor allem die rasante Talfahrt der Ölpreise schiebt die deutsche Wirtschaft an. Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) werden Unternehmen und Verbraucher in diesem Jahr um 20 Milliarden Euro entlastet, wenn die Preise auf dem aktuellen Niveau verharren. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat betont: „Diese Entwicklung wirkt ähnlich wie ein kleines Konjunkturprogramm.“
Verbraucher sind nicht nur Kreditnehmer, sondern auch Sparer. Durch das magere Zinsniveau ist mit Tagesgeld oder Sparkonto fast nichts mehr zu verdienen. Immerhin: Weil die Preise kaum steigen, unterscheiden sich nominale Renditen kaum noch von den realen. Wer fürs Alter vorsorgen will, muss entweder mehr Geld zurücklegen oder größere Risiken eingehen.
Was für die Kreditaufnahme gut ist, ist für ältere Verbindlichkeiten schlecht: Derzeit knabbert die Inflation die ausstehenden Schulden nämlich nicht weg. Das erschwert den Schuldenabbau und hemmt die wirtschaftliche Erholung, wie EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio betont: „Wenn die Inflation sehr niedrig ist und das Wachstum ebenfalls, dann wird es immer schwieriger, diese Schulden zu bedienen.“
Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent. Davon abrücken will die Notenbank nicht, wie Constâncio sagte: „Bei einem Inflationsziel von null Prozent ist die Gefahr hoch, dass die Wirtschaft in eine Deflation rutscht.“ Unter einer Deflation verstehen Ökonomen einen Teufelskreis aus sinkenden Preisen, steigenden Reallöhnen, niedrigeren Gewinnen und schrumpfender Nachfrage, weil Verbraucher und Unternehmen Anschaffungen und Investitionen aufschieben. Denn es könnte ja bald noch billiger werden. Die geringe Nachfrage kann weitere Preissenkungen zur Folge haben: Die Wirtschaft friert ein.
Nasdaq-Rekord bleibt hinter Inflationsausgleich zurück
Was aber, wenn die Skeptiker recht hätten und die tatsächliche Inflation bei vier Prozent oder darüber lag? Wenn das stimmen würde, ergäbe sich ein absurdes Ergebnis, nämlich dass es in den vergangenen fünf Jahren absolut kein Wachstum der realen Konsumausgaben gegeben hätte, denn bei vier Prozent Inflation würde sich bei 3,8 Prozent Nominalanstieg ein leicht negativer Wert ergeben.
Aber ein Nullwachstum des realen Konsums ist nicht glaubwürdig, denn allein im US-Groß- und Einzelhandel wurden in den vergangenen fünf Jahren 1,7 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, ein Beschäftigungswachstum von 8,6 Prozent.
Tatsächlich zeigen die Preisindizes nur grobe Näherungswerte, aber sie sind dennoch aufschlussreich. Ein Beispiel: Der Nasdaq-Index kletterte im April nominell auf ein Hoch von 5073 Punkten. Die Medien verkündeten, der Index habe sein Allzeithoch vom März 2000 bei 5048 Punkten endlich übertroffen. Real traf das allerdings nicht zu. Der CPI war seit März 2000 um 38,9 Prozent gestiegen. Um mit der Inflation Schritt zu halten, hätte der Nasdaq sein Hoch von 5048 Punkten um 38,9 Prozent übertreffen und bei mehr als 7000 Zählern liegen müssen.