Inflation Wohin jetzt mit dem Geld?

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Tabelle: Anlagen in Aktien, Anleihen und Gold

Langfristig hohe Gewinne garantieren aber auch Aktien nicht: Der Grund dafür ist, dass hohe Preissteigerung die Wirtschaft abwürgt. In den Jahren 1973 bis 1982 – dem bisher letzten Inflationsjahrzehnt – stiegen die US-Verbraucherpreise um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr, das Wirtschaftswachstum hinkte deutlich hinter. Der US-Aktienindex S&P 500 legte in diesen zehn Jahren nur um knapp 20 Prozent zu, während sich die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum mehr als verdoppelten.

„Aktien reagieren empfindlicher auf Rezessionen als auf Inflation — aber sie hassen sehr hohe Preissteigerungen, die zu Rezessionen führen“, urteilen die Anlagestrategen von Société Générale. Dennoch: Angesichts des Plans der Europäischen Zentralbank, Geld in die Anleihemärkte zu pumpen, rät die französische Bank vorerst zu Rohstoffinvestments und zu Aktien: „Der Schutz vor Inflation ist wichtiger als je zuvor.“

Danach handelt auch der Pullacher Fondsmanager Jens Ehrhardt: Er kauft europäische Aktien. „Bislang hielten wir Asien für gesünder und haben Europa eher gemieden. Jetzt nehme ich die Rally mit“, so der Gründer des Vermögensverwalters DJE Kapital. Für Euro-Dividendenpapiere spricht auch, dass europäische Aktien noch nicht zu teuer sind. Sie kosten das Zwölffache der für 2010 von Analysten geschätzten Unternehmensgewinne. Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre wurde an der Börse das 18-Fache des erwarteten Gewinns gezahlt. Selbst wenn sich viele Gewinnschätzungen, wie so häufig, als viel zu optimistisch erweisen dürften, bleibt auf dem aktuellen Bewertungsniveau ein Sicherheitspuffer, der das Verlustrisiko begrenzt.

„Bei einer defensiven Anlagepolitik bleiben wir optimistisch für die Branchen Nahrungsmittel und Gesundheit wie Nestlé und Bayer sowie einzelne Minenwerte wie Barrick Gold“, sagt Kogge von Ellwanger & Geiger. Goldminenaktien profitieren doppelt: von einer freundlichen Börse und vom Goldpreis (siehe Tabelle). Carmignac meldet denn auch, man habe „wieder Positionen in den beiden größten Goldproduzenten Barrick Gold und Newmont Mining aufgebaut“.

Anleihen gehören auch ins Depot

Mit der richtigen Auswahl schlagen Anleger mit Aktien die Rendite von Staatsanleihen der großen Industrienationen zurzeit binnen Tagen. Als die Angst vor Staatsbankrotten in Südeuropa wuchs, flüchteten Großanleger vor allem in Bundespapiere mit zwei Jahren Laufzeit und drückten deren jährliche Rendite so auf mickrige 0,55 Prozent. Selbst Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bringen weniger als drei Prozent Rendite – die T-Aktie etwa bringt das Dreifache an Ertrag pro Jahr über ihre Dividenden, so der Kurs nicht fällt.

Trotz der drohenden Inflation gehören Zinspapiere in jedes ausgewogene Depot, zumindest mit einem kleinen Anteil. Es müssen ja nicht Staatsanleihen sein, schon gar nicht von Griechenland oder Italien. Anleihen von großen, solide finanzierten Unternehmen aus weniger konjunkturempfindlichen Branchen sind sicherer und attraktiver. Großanleger haben längst entsprechend umgeschichtet: Der Anleihefondsverwalter Bantleon aus Hannover hat den Anteil der Euro-Staatsanleihen in seinem Yield-Fonds von 50 Prozent auf 25,4 Prozent halbiert, zu-gunsten von Unternehmensanleihen, deren Anteil aktuell nun 38 Prozent statt wie über Jahre üblich 25 Prozent beträgt.

„Solide Unternehmen mit stabilen Kapitalflüssen und moderater Verschuldung aus weniger konjunkturabhängigen Branchen wie Telekommunikation, Grundstoffe, Versorger und Konsumgüter sind attraktiv“, sagt Stephan Kuhnke, Leiter Anlagemanagement bei Bantleon. Um einen Schutz vor Preissteigerung einzubauen, können Anleger auf inflationsgeschützte Staatsanleihen zurückgreifen. Diese Papiere sind an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt. Steigen die Preise und damit der Index, erhöht sich der niedrige Grundzins der Anleihe um die Inflationsrate. Die Schutzwirkung entfaltet sich erst am Laufzeitende, wenn das Papier zum Nennwert plus der aufgelaufenen Inflation zurückgezahlt wird.

Der Kauf lohnt, wenn die Inflation höher ausfällt, als es der Markt zum Kaufzeitpunkt erwartet. Aufschluss über die erwartete Inflationsrate gibt der Renditeabstand einer üblichen Festzinsanleihe zu einer an die Preissteigerung gekoppelten Anleihe gleicher Laufzeit. Eine bis April 2020 laufende Inflationsanleihe zum Beispiel lohnt im Vergleich zur üblichen zehnjährigen Anleihe des Bundes, die zurzeit fixe 2,9 Prozent Rendite abwirft, immer dann, wenn die Inflationsrate im Durchschnitt der kommenden zehn Jahre bei mehr als zwei Prozent liegen sollte. Zuletzt legten die Preise nur um ein Prozent zu. Sollte dies so bleiben, rechnet sich die klassische Bundesanleihe ohne Inflationsschutz besser. Bedingung ist bei beiden Papieren: Der Staat bleibt zahlungsfähig und bedient Zins und Tilgung.

Wer bereit ist, außerhalb des Kapitalmarktes sehr individuell sein Geld zu investieren, findet am Immobilienmarkt einen Ausweg. Vermietete Wohnungen in Innenstadtlagen mit positiver Bevölkerungs- und Einkommensentwicklung bieten Schutz vor Geldentwertung (siehe WirtschaftsWoche 19/2010). Wer per Kredit finanziert und diesen auch über die Laufzeit bedienen kann, würde von einer Geldentwertung profitieren. Dann würde der reale Wert der Schulden gesenkt, der Kredit wäre über steigendes Einkommen deutlich leichter als erwartet abzubezahlen. Immobilienkredite mit zehn Jahren Laufzeit gibt es bereits für weniger als vier Prozent Zins. Falls die Teuerungsrate dieses Niveau erreicht, würde dies die Zinskosten ausgleichen.

Wem Immobilien zu viel Arbeit machen, der greift zu Mobilien. Gut erhaltene Oldtimer und nicht verbastelte Youngtimer haben sich in den vergangenen Jahren als gute Anlage erwiesen. Auch mit einem neuen Gefährt lässt es sich leben – besser als mit unter dem Kopfkissen gehortetem Papiergeld.

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