Investitionen

Niedrige Investitionen werden auf Dauer zum Problem

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Innovativer Nachwuchs gefährdet

Weitere Erklärungsbeiträge liefern die deutschen Direktinvestitionen im Ausland, die trendmäßig leicht steigen – auch wenn die Zahlen erst seit 2001 vorliegen und stark schwanken. Ebenfalls tendenziell zu Lasten von Investitionen gehen die Anstrengungen der deutschen Unternehmen zur Verbesserung ihrer Eigenkapitalsituation. Der Unternehmenssektor ist also im vergangenen Jahrzehnt zu einem Netto-Kapitalanbieter geworden, und die Eigenkapitalquote im Verarbeitenden Gewerbe ist zwischen 2000 und 2012 von 25 Prozent auf 31 Prozent gestiegen.

Konjunkturindikatoren

Ein ganz anderer Erklärungsansatz – der sich aber leider kaum mit Daten belegen lässt – wäre, dass viele Unternehmen sich statt auf neue Sachinvestitionen viel mehr darauf konzentrieren, die Möglichkeiten der neuen Kommunikations- und Steuerungstechnologien umzusetzen, etwa durch Veränderungen in Organisation, Kommunikation und Management oder durch Qualifizierung der Mitarbeiter – Aktivitäten, die die Produktivität und Ertragskraft erhöhen, sich aber nur zum geringen Teil in bilanziell und statistisch erfassten Investitionen widerspiegeln.

Auch wenn die vermutete Lücke bei den privaten Investitionen schwer zu greifen ist, trägt die Diskussion doch zu der Erkenntnis bei, dass der künftige Wohlstand Deutschlands kein Selbstläufer ist, sondern aktiv gesichert werden muss. Deutschland versteht sich als Land mit einem hochwertigen und hoch produktiven Kapitalstock, dessen Pflege und Ausbau entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft sind. Aber die statistischen Konzepte von Investitionen oder volkswirtschaftlichem Kapitalstock sind höchst interpretationsbedürftig und greifen oft zu kurz.

Wichtiger ist vielleicht der Blick auf die Innovationsaktivitäten. Auch hier gibt es nur lückenhafte Daten. Aber eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bestätigt, dass die Innovationsausgaben in Deutschland zwar fortgesetzt steigen, sich allerdings immer mehr auf wenige Branchen, auf große Unternehmen und auf eine kleine Gruppe innovativer Klein- und Mittelunternehmen konzentrieren.

Das ZEW schließt daraus, dass die bestehenden Stärken der deutschen Wirtschaft zwar gefestigt werden, aber die Gefahr besteht, dass der Nachwuchs an innovativen Unternehmen ausbleibt, neue Themen nicht besetzt und neue technologische Entwicklungen nicht verfolgt werden. Das wäre in der Tat beunruhigend.

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