iPhone statt Aktie Sind die Armen selbst schuld?

Seite 3/3

Der Rat des Marktradikalen

Kiyosaki verweist auf seinen Vater, dessen Einnahmen immer Schritt gehalten hätten mit dessen Ausgaben. So habe er nie in Vermögenswerte investieren können. „Im Ergebnis sind seine Verbindlichkeiten, wie Hypothek und Kreditkartenschulden, höher als seine Vermögenswerte.“

Man müsse das Geld für sich arbeiten lassen, empfiehlt Kiyosaki unter dem Strich. Wer konkretere Anlageempfehlungen sucht, wird enttäuscht. Recht vage spricht der US-Amerikaner von kleinen Aktiengesellschaften und Immobiliengeschäften, die sein Interessen wecken würden.

So tricksen Immobilienmakler

In einem zweiten Buch, „Cashflow Quadrant“ erweitert Kiyosaki seine Ausführungen um den Faktor Zeit. Der Selfmade-Millionär teilt die arbeitende Bevölkerung in vier Gruppen ein: die Arbeitnehmer und die Selbständigen, auf der linken Seite einer zweispaltigen Tabelle.

Rechts die Geschäftsinhaber und die Investoren. Wer links steht, verkauft seine Zeit. An seinen Arbeitgeber oder an seine Firma. Die rechte Hälfte hingegen verwaltet die Zeit anderer Leute. Ihr Einkommen steigern die Angestellten und Selbständigen nur durch eine Ausweitung ihrer Arbeit. Doch ihre Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt, der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden.

Unternehmen und Investoren hingegen arbeiten mit der Zeit anderer Leute. Der Geschäftsführer etwa kann sich einfach zusätzlich Zeit – in Form von neuen Angestellten – kaufen.

Kiyosaki empfiehlt seinen Lesern, darüber nachzudenken, die Seiten zu wechseln. Weg vom Arbeitnehmer, hin zum Unternehmer oder Investor. Nur so könne ein jeder das Zeit- und Geldproblem langfristig lösen.

So einfach, wie Kiyosaki zu vermitteln sucht, ist die Lage freilich nicht. Nicht jeder eignet sich zum Geschäftsmann, nicht jeder hat den Mut, sein Geld spekulativ anzulegen. Und doch: Ein bisschen mehr Gründergeist würde man den Deutschen wünschen. Und vielen Bürgern die Erkenntnis, dass ein bisschen Investor in jedem stecken sollte.

Niedrigzinsen, ein Arbeitsmarkt der perspektivisch durch Robotik und weiterer Digitalisierung vor einem Wandel steht, und globale politische Unsicherheiten verlangen neue Antworten vom Bürger, der sich längst nicht mehr auf sein Sparbuch verlassen kann. „Lernen Sie mit Risiken umzugehen, statt sie zu vermeiden“, rät Kiyosaki. Es ist das moderate (und gleichzeitig das sinnvollste) Statements eines Marktradikalen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%