Wieso ist dieser Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen, so wichtig?
Der Markt ist unentbehrlich in einer komplexen Volkswirtschaft, um zu verstehen, was die Menschen wollen und wie die Ressourcen einzusetzen sind, um die Bedürfnisse zu bedienen. Wir kennen kein anderes Verfahren, das in der Lage ist, dieses komplexe Problem zu lösen. Wenn wir den Wohlstand halten wollen, brauchen wir den Markt.
Kapitalismuskritiker würden Ihnen an dieser Stelle Verrat vorwerfen und argumentieren, der Markt verdirbt den Menschen.
Wir sollten ein realistisches Menschenbild haben. Ich glaube, jeder Bürger empfindet ein wenig Nächstenliebe, aber ein Jeder ist sich selbst der Nächste. Ich kenne die romantischen Sozialkritiker und ihre Vorstellung: Der Mensch ist per se gut und wird vom Kapitalismus verdorben. Man braucht also nur die Märkte abschaffen und alles wird gut. Nein, das führt zu einer Katastrophe. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass Geld-Anreize in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen. Sie sorgen für Antrieb und Motivation. Klar ist aber auch: Zwang- und hemmungslose Märkte führen nicht zu einem perfekten Leben. Ohne Kontrolle und Regeln kann der Markt nicht funktionieren.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Die wirtschaftlich stärkste und wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben. Dementsprechend fliegen ausländische Unternehmen auf den Wirtschaftsstandort Amerika.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA die dynamische Wirtschaft (57,4 Prozent), die qualifizierten Arbeitskräfte (56,4 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (44,6 Prozent) sowie den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (43,6 Prozent).
In den Einzelwertungen holte die USA gleich 13 Mal den ersten Platz, darunter unter anderem bei Direktinvestments, beim Export oder dem Risikokapital.
Der zweite Platz geht an die Schweiz. Der kleine Alpenstaat mit seinen nur rund acht Millionen Einwohnern hat die weltweit niedrigste Inflationsrate und punktet besonders mit sehr gut ausgebildeten Fachkräften und hohen wissenschaftlichen Standards. Unternehmen aus aller Welt schätzen die politische Stabilität in der Schweiz genauso wie die gut ausgebildeten Arbeitskräfte vor Ort, die hohe Bildung, die herrschenden Steuersätze und die verlässliche Infrastruktur.
Die Bronzemedaille geht in diesem Jahr an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vorjahr hatte es die chinesische Metropole jedoch noch auf Platz eins geschafft. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong besonders wegen der attraktiven und wettbewerbsfähigen Besteuerung der Unternehmen, dem wirksamen Rechtssystem, der unternehmerfreundlichen Umgebung, der verlässlichen Infrastruktur und der dynamischen Wirtschaftsentwicklung. Ganz gut steht Hongkong auch bei der Höhe der Steuersätze für die Bürger, dem Bank- und Finanzsektor sowie den Direktinvestitionen da.
Schweden hat in diesem Jahr den Platz mit Singapur getauscht. Für Schweden ging es von Platz fünf hoch auf vier. 2007 belegte das Land dagegen noch Platz 19. Besonders in den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Management und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist das skandinavische Land unschlagbar. Auch die Produktivität der Firmen und das Finanz-Know-How sind weltspitze.
Der fünfte Platz geht in diesem Jahr an Singapur. Im Vergleich zu 2012 ging es damit einen Platz herunter. Das asiatische Land wird von Unternehmen wegen seiner kompetenten Regierung, der verlässlichen Infrastruktur, dem wirksamen Rechtssystem und dem stabilen politischen System sowie seiner Unternehmerfreundlichkeit geschätzt.
Für Norwegen ging es von Rang acht im Jahr 2012 hoch auf Platz sechs. 2007 belegte das skandinavische Land noch Platz fünf. Nahezu unschlagbar ist Norwegen in den Punkten gesellschaftliche Rahmenbedingung, Produktivität und Effizienz, sowie politischer Stabilität.
Kanada hat sich leicht verschlechtert und rutschte vom sechsten Platz in den Vorjahren auf Rang sieben im aktuellen World Competitiveness Ranking. Das Land gilt wegen seiner Facharbeiter, der politischen Stabilität, dem hohen Bildungslevel, der guten Infrastruktur und dem unternehmerfreundlichen Umfeld als besonders attraktiv für Unternehmen.
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich verbessert. Von Platz 16 im Jahr 2012 ging es 2013 hoch auf Rang acht. Sie gelten als der Knotenpunkt für Tourismus, Handel und Luftfahrt. Im Ranking punkten die Arabischen Emirate besonders mit den Unternehmenssteuern (Platz eins im weltweiten Vergleich), den Umsatzsteuern (Platz eins), der Einkommenssteuer (Platz eins), den Sozialversicherungsbeiträgen, der Bürokratie und dem Altersdurchschnitt der Gesellschaft. Auch beim Image, der Erfahrung und der Bereitschaft, ausländische Fachkräfte anzuheuern, kann das Land punkten. Mau sieht es dagegen mit der Beschäftigungsrate von Frauen aus.
Deutschland belegte im Jahr 2007 noch Rang 16 in puncto Wettbewerbsfähigkeit. 2012 und 2013 schaffte es die Bundesrepublik jedoch auf Platz neun. Besonders gut steht Deutschland unter anderem bei der Jugendarbeitslosigkeit (weltweit Rang sechs), Export (weltweit Rang drei) und der Diversifizierung der Wirtschaftstätigkeit (Rang zwei) da. Auch bei Ausbildung und Lehre (Platz eins), Fortbildungen (Platz eins), Produktivität der Arbeitskräfte und kleinen und mittelständischen Unternehmen (jeweils Platz eins) macht Deutschland keiner etwas vor. Bei Sozialversicherungsbeiträgen (Rang 575), Arbeitsstunden (Rang 53) oder dem Ausbau von Highspeed-Breitband (Rang 53) kann die BRD noch etwas lernen.
Katar liegt im internationalen Vergleich auf Platz zehn der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben. Gerade die Frauen in Katar sind nur zu einem geringen Teil beschäftigt. Auch bei den Technik-Exporten und dem Ausbau von Breitband-Internet liegt Katar zurück. Dafür spielt das arabische Land bei der Staatsverschuldung, den Steuern und den Sozialversicherungsbeiträgen ganz vorne mit: Platz eins in allen Kategorien. Auch bei der gesamtwirtschaftlichen Produktivität ist Katar einsame Spitze. Im Jahr 2013 muss das Emirat an der Ostküste des persischen Golfs in Bildung investieren und dafür sorgen, dass mehr Menschen in Lohn und Brot kommen.
Was, wenn wir den Markt beibehalten, aber das politisch-gesellschaftliche Umfeld ändern. Eine linke Idee, die immer Applaus findet: Lasst uns ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Das wäre angeblich das Ende der Armut, das Ende der Unterdrückung der Arbeiter – und das alles bei Beibehaltung der Demokratie und des Marktes.
Netter Versuch. Aber ich glaube, dass die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens keine gute Idee ist. Das müssten eigentlich auch Kapitalismuskritiker so langsam einsehen. Erstens ist das System so teuer, dass es nicht reicht, nur die Steuern zu erhöhen. Wesentliche Teile des Sozialstaates müssen gleichzeitig aufgegeben werden, etwa die Krankenversicherung und die staatliche Rente. Dadurch würden die Menschen noch mehr auf Geld fixiert sein, schließlich müssten sie sich privat um ihre Altersvorsorge kümmern. Und: Es gäbe eine Entsolidarisierung der Rentnern von den Arbeitnehmern, da die Erstgenannten massive Einbußen hinnehmen müssten (ihre Rente dürfte in aller Regel höher sein als das Grundeinkommen) und von geringen Lohnentwicklungen der Arbeitnehmer profitieren werden, da dann die Kapitalerträge steigen. Die Freunde des Bürgergelds sind hier auf einem Holzweg.
Zumal die Frage bleibt, wer noch arbeitet, wenn es kaum finanzielle Anreize gibt?
Das ist schwer einzuschätzen, schließlich gibt es noch kein Land, das dieses Experiment gewagt hat. Ich würde behaupten: Es gibt Menschen, die Spaß an der Arbeit, die auch ein derart hohes Pflichtbewusstsein haben, dass sie weiter ihre 40 Stunden in der Woche opfern würden. Aber sicherlich gäbe es deutlich mehr Menschen – insbesondere diejenigen, die körperlich anstrengende Arbeiten nachgehen –, die aussteigen würden. Das würde zu einer Polarisierung der Gesellschaft führen. Das ist bedrohlich.