Kollaps der Silicon Valley Bank Es riecht nach Finanzkrise 2.0

Die Silicon Valley Bank in Santa Clara: Verunsicherte Kunden stehen vor dem geschlossenen Institut. Quelle: REUTERS

Die Rettung der Silicon Valley Bank erschwert der Fed den Kampf gegen die Inflation – und offenbart die Fragilität unseres Geldsystems. Ein Kommentar.

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Schlechter hätte es für Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank Fed, nicht laufen können. Wenige Tage vor dem wichtigen Treffen der Notenbanker am 22. März, für das eine kräftige Zinsanhebung um 50 Basispunkte bisher so gut wie sicher schien, macht ihm der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) einen Strich durch die Rechnung.

Die auf die Finanzierung von Start-ups spezialisierte Bank hatte überschüssige Einlagen in den Kauf von US-Staatsanleihen gesteckt, die durch die Zinswende der Notenbank an Wert eingebüßt haben. Um einen Bank-Run zu verhindern, garantiert die US-Einlagensicherung FDIC nun alle Kundeneinlagen der SVB. Zudem legt die Fed ein Kreditprogramm für Banken auf, das den Instituten Zugang zu Liquidität verschafft, sollten sie mit den Auszahlungsanforderungen ihrer Kunden überfordert sein.

Das alles riecht verdächtig nach Finanzkrise 2.0. Und in der Tat: Die jahrelange Niedrigzinspolitik hat das Risikobewusstsein auf allen Ebenen sediert. Staatsanleihen wurden (wieder einmal) als sichere Assets gewertet, obwohl sie es angesichts der exorbitant hohen Staatsschulden weniger denn je sind.

15 Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise zeigt sich erneut die Fragilität unseres Fiat-Geldsystems, das wegen der nur teilweisen Deckung der Einlagen von Banken durch deren Reserven bei der Zentralbank inhärent anfällig für Bank-Runs ist. Es bleibt in Krisensituation auf Interventionen der Notenbank angewiesen. Und die liefert, was die Märkte erwarten: Rettung durch die Notenpresse.

Das erhöht nicht nur den Anreiz für verantwortungsvergessenes Verhalten der Akteure an den Finanzmärkten. Es macht auch eine konsequente Bekämpfung der Inflation nahezu unmöglich. So rechnen die Märkte für nächste Woche mittlerweile nur noch mit einem Zinsschritt der Fed von 25 Basispunkten. Die Zeche dafür zahlen die Bürger: in Form einer beschleunigten Entwertung ihrer Geldvermögen.

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