Konjunktur Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – „Rezessionsrisiko steigt“

Containerschiffe im Hamburger Hafen Quelle: dpa

Energiepreissprünge heizen die Inflation an, Lieferengpässe belasten die Industrie. Der Ukraine-Krieg verschärft bestehende Probleme Deutschlands. Europas größte Volkswirtschaft gerät unter Druck.

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Angesichts der Folgen des Ukraine-Krieges ist der deutschen Wirtschaft im Frühjahr die Puste ausgegangen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war zwischen April und Juni gegenüber dem Vorquartal unverändert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet. Anfang des Jahres ist die Wirtschaft allerdings weit besser gelaufen als gedacht: Destatis revidierte das BIP-Plus für das erste Quartal auf 0,8 Prozent von zunächst genannten 0,2 Prozent nach oben.

Gestützt wurde die Konjunktur im Frühjahr vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben, während der Außenbeitrag das Wirtschaftswachstum dämpfte. „Die schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine schlagen sich deutlich in der konjunkturellen Entwicklung nieder“, erklärten die Wiesbadener Statistiker.

„Nach einem fulminanten Jahresauftakt ist das Wachstum der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal zum Erliegen gekommen, ohne das eine Besserung in Sicht ist“, meint Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Die hohe Inflation und die Angst vor einer Gaskrise hätten die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen einbrechen lassen: „Das Rezessionsrisiko steigt.“

Auch LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch ist mit Blick auf die Konjunkturaussichten skeptisch: „Man sieht, dass der Konjunkturmotor schon erheblich stottert. Im Grunde sagen die meisten Zahlen inzwischen, dass wir am Rande einer Rezession stehen.“

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach jüngst von der „größten Energiekrise in Deutschland“ - ausgelöst durch die starke Abhängigkeit von Russland. „Die Energiekrise schlägt auf das Wirtschaftsgeschehen durch“, so Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Dank kräftiger statistischer Aufwärtsrevisionen sehe die Lage aber besser aus als bisher: „Mehr Power im Wirtschaftsleben ist dennoch nicht in Sicht. Der erhebliche Materialmangel und harte Realeinkommensverluste richten den Blick auf rezessive Tendenzen.“ Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der hiesigen Wirtschaft in diesem Jahr nur noch ein vergleichsweise mageres Wachstum von 1,2 Prozent zu.

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