
Die OECD erwartet für Deutschland ein Wachstum von 1,6 Prozent im kommenden Jahr. Die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorgestellte Prognose liegt damit genauso hoch wie die Vorausschau der Wirtschaftsweisen und über der Erwartung der Bundesregierung, die von 1,2 Prozent ausgeht. Außerdem geht auch die OECD von einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahl im Jahr 2010 aus. Für 2011 erwartet die OECD in Deutschland einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,9 Prozent.
Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dagegen um 4,9 Prozent zurückgegangen sein. Der Aufschwung verlaufe bislang schleppend, weil private Haushalte und Unternehmen nach wie vor mit einer Konsolidierung ihrer Finanzen und mit Schuldenabbau beschäftigt sind, heißt es im OECD-Wirtschaftsausblick.
Triebkraft für die anziehende Konjunktur in den kommenden Jahren seien die Exporte. Diese werden laut Vorhersage 2010 um 7,2 Prozent wachsen, nach einem Rückgang von 14,4 Prozent im laufenden Jahr. Für 2011 rechnet die OECD mit einem weiten Anstieg der Exporte um 8,1 Prozent. Die Inlandsnachfrage wird in Deutschland im kommenden Jahr dagegen nur um 0,4 Prozent zulegen, 2011 um 0,9 Prozent. Dabei wird 2010 die Inlandsnachfrage vor allem durch die aufgrund der Konjunkturprogramme stark gestiegenen öffentlichen Investitionen gestützt. „Mit dem Auslaufen der öffentlichen Ausgabenprogramme im darauffolgenden Jahr dürften steigende Investitionen der Unternehmen und ein leicht anziehender privater Konsum die Binnennachfrage stabilisieren“, heißt es in der Prognose.
Stabilitätsgrenze deutlich überschritten
Trotz der tiefen Rezession sei die Arbeitslosigkeit in Deutschland in diesem Jahr nur moderat gestiegen. Auch 2010 und 2011 werde der konjunkturbedingte Beschäftigungsrückgang vergleichsweise gering ausfallen. Dennoch steige die Arbeitslosigkeit 2010 auf 9,2 Prozent (nach ILO-Standard) - von 7,6 Prozent in diesem Jahr. Für 2011 rechnet die OECD mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent.
Banken sehen nur Zwischenhoch
Auch in Deutschland werde sich die Lage der öffentlichen Haushalte in den kommenden zwei Jahren vor allem aufgrund sinkender Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen deutlich verschlechtern, erwarten die Experten. Für 2010 rechnet die OECD mit einem Defizit von 5,3 Prozent des BIP. Auch 2011 wird Deutschland mit einem Defizit von 4,6 Prozent die Grenzen des Euro-Stabilitätspaktes von 3,0 Prozent deutlich überschreiten. In den Projektionen der OECD sind die von der neuen Bundesregierung für Anfang 2010 und 2011 angekündigten Steuerentlastungen noch nicht enthalten.
Für den Bundesverband deutscher Banken befindet sich die deutsche Konjunktur derzeit nur auf einem Zwischenhoch. „Das Wirtschaftswachstum in Deutschland fiel im dritten Quartal 2009 recht ordentlich aus“, erklärte der geschäftsführende Vorstand Manfred Weber. „Auch für das vierte Quartal sind die konjunkturellen Vorzeichen gut. Dieses Bild wird sich jedoch im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich eintrüben.“ Der Verband hält dennoch an seiner Wachstumsprognose von 1,5 Prozent für 2010 fest.