Konjunktur Japans Wirtschaft erholt sich überraschend stark

Der Konsum im Inland stützt bislang die japanische Wirtschaft. Gleichzeitig belastet die schwache Auslandsnachfrage die Konjunktur.

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Es werde „eine Art Tauziehen“ zwischen robuster Inlandsnachfrage und schleppenden Exporten geben, meint Experte Shinke. Quelle: AP

Japans Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn aus der Rezession gelöst und ist weit stärker gewachsen als gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im ersten Quartal um aufs Jahr hochgerechnet 1,6 Prozent zu, wie aus offiziellen Daten vom Mittwoch hervorgeht. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Zuwachs von 0,7 Prozent auf dem Zettel.

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt war zwei Quartale in Folge geschrumpft. Volkswirte sprechen bei einer solchen konjunkturellen Schrumpfkur von einer technischen Rezession.

Angeschoben wurde das Wachstum zu Jahresbeginn insbesondere vom privaten Konsum, der von der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach den Restriktionen der Corona-Zeit profitierte. Der Bereich, der mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmacht, legte im Zeitraum Januar bis März um 0,6 Prozent zu. Auch die Investitionen der Firmen zogen an.

Die Stärke der Inlandsnachfrage glich die Schwäche der Exporte aus, die von Januar bis März um 4,2 Prozent einbrachen – der erste Rückgang binnen sechs Quartalen.

„Die Nachfrage nach Gütern ist weltweit nicht stark, daher sind die Exporte schwach. Auch die Industrieproduktion ist schwach, so dass wir nicht erwarten können, dass die Hersteller gute Fortschritte machen“, erläuterte Toru Suehiro, Ökonom beim Broker Daiwa Securities.

Konsum bleibt wohl Konjunkturstütze

Japans nominales BIP erreichte einen Rekordwert von 570,1 Billionen Yen (rund 3,88 Billionen Euro) - teilweise unterstützt durch die gestiegenen Preise, wie Wirtschaftsminister Shigeyuki Goto mitteilte. Allerdings sei angesichts aufkommender Risiken Vorsicht geboten.

Die exportabhängige Wirtschaft des Fernost-Landes geht laut Experten unsicheren Zeiten entgegen: Anzeichen einer Verlangsamung des Wachstums in den USA und auch in China trüben die Aussichten. Unklar ist zudem, wie bald die Notenbank die Abkehr von ihrem ultra-lockeren Kurs zur Stabilisierung der Wirtschaft einleiten kann.

„Der Konsum wird das Wachstum weiterhin stützen, da die Aufhebung der Corona-Beschränkungen die Tourismus- und Dienstleistungsausgaben anschieben wird“, sagte Yoshiki Shinke, Chefökonom am Dai-ichi Life Research Institute. Laut offiziellen Daten ist die Zahl der Besucher in Japan im April auf einen Nach-Pandemie-Höchstwert von fast zwei Millionen gestiegen, wobei sich eine Lockerung der Reisebeschränkungen in China bemerkbar machte.

Trotz solcher positiven Effekte wird die Konjunkturerholung aus Sicht des Experten Shinke eher moderat ausfallen, da die schwache Auslandsnachfrage die Ausfuhren belasten werde. Es werde „eine Art Tauziehen“ zwischen robuster Inlandsnachfrage und schleppenden Exporten geben.

Analysten sehen auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten als Belastung für den Konsum an. Gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie haben dazu geführt, dass die Inflation das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent übersteigt.

Ende 2022 war die japanische Wirtschaft nach revidierten Daten um 0,1 Prozent geschrumpft. Zunächst war ein Plus von 0,1 Prozent gemeldet worden.

Der neue Notenbankchef Kazuo Ueda hat in Aussicht gestellt, die verschiedenen geldpolitischen Lockerungen der Zentralbank und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Preise zu untersuchen, die in den vergangenen 25 Jahren ergriffen wurden, um die Deflation zu bekämpfen.

Diese hatte die Wirtschaft des Landes lange Zeit am Boden gehalten, da es zu einem Preisverfall auf breiter Front kam. Dieser löste eine Abwärtsspirale aus sinkenden Umsätzen, Löhnen und Investitionen aus, die die Konjunktur ausbremste.

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