Konjunktur Wann nimmt die Wirtschaft wieder Fahrt auf?

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Kapitalflucht stoppt

Schwacher Beginn, starkes Ende

Sogar in Griechenland scheint die Kapitalflucht gestoppt. Im Oktober verbuchten die griechischen Banken einen Zuwachs ihrer Einlagen um rund eine Milliarde auf 155 Milliarden Euro. Zuvor hatten sie rund ein Drittel der Kundengelder verloren. Die jüngste Heraufstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch die Ratingagentur Standard & Poor’s dürfte den Kapitalrückfluss noch verstärken. Dagegen verzeichneten die Banken in Deutschland im Oktober nur noch einen geringfügigen Zuwachs der Einlagen von 0,1 Milliarden Euro – so wenig wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr.

Der Rückfluss der Fluchtgelder in den Süden spiegelt sich auch im Target-Zahlungsverkehr wider, über den die grenzüberschreitenden Zahlungen im Euro-Raum abgewickelt werden. Von Oktober auf November sank Deutschlands Target-Forderungssaldo von 719,4 auf 715,1 Milliarden Euro.

Wende ist noch nicht bei den Managern angekommen

Die entscheidende Frage ist: Kommt mit der Beruhigung an den Finanzmärkten auch die Konjunktur wieder in Gang? Ganz so einfach ist das nicht. "Für eine konjunkturelle Wende reicht es nicht aus, dass sich die Lage an den Finanzmärkten beruhigt", sagt Commerzbanker Krämer, "dies muss auch in den Köpfen der Unternehmer ankommen." Noch scheint das nicht der Fall zu sein. So fürchtet eine Mehrheit der vom ifo Institut befragten Unternehmen, die Euro-Krise könne eskalieren. 39 Prozent derjenigen, die ihre Investitionen zurückfahren wollen, gaben die Euro-Krise als Grund dafür an.

Wie die Wirtschaft auf die Krise reagiert

Die Talfahrt der Investitionen, die seit mehr als einem Jahr anhält, dürfte daher nicht so schnell enden. Elga Bartsch, Europa-Chefvolkswirtin der Investmentbank Morgan Stanley, fürchtet, Deutschland könne sich einer leichten Rezession im Winterhalbjahr nicht entziehen. "Erst in der zweiten Hälfte nächsten Jahres", so Bartsch, "wird die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen."

Auch der US-Haushalt scheint gesichert zu sein

Bleibt die Euro-Zone von politischen Schocks verschont, könnte der Aufschwung durchaus kräftiger ausfallen, als viele erwarten. Denn die Voraussetzungen für einen Aufschwung, der 2014 sogar in einen Boom übergehen könnte, sind gegeben.

In den USA, in die mehr als sieben Prozent der deutschen Exporte gehen, zeichnet sich ein Kompromiss im Streit um die Haushaltskonsolidierung ab. Zwar müssen sich die US-Bürger wohl auf höhere Steuern und niedrigere Sozialausgaben einstellen. Doch Präsident Barack Obama und der Kongress dürften das Ausmaß der Konsolidierung von rund 4,0 auf 1,0 bis 1,5 Prozent vom BIP mindern. Entfällt die Unsicherheit über die Finanzpolitik, dürften die US-Unternehmen ihre Investitionen ausweiten. "Das wird der US-Konjunktur ab Mitte 2013 Schwung verleihen", sagt Harm Bandholz, US-Chefökonom von UniCredit.

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