Konjunktur KfW-Umfrage signalisiert Rezession – „Grabesstimmung in konsumnahen Branchen“

Der Ukrainekrieg und die Energiekrise lassen den Mittelstand pessimistisch in die Zukunft blicken. Die KfW-Bankengruppe hofft dennoch auf eine glimpflich ausgehende Rezession.

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Die hohen Energiepreise lasten auf den mittelständischen Unternehmen. Quelle: dpa

Die Stimmung bei kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland trübt sich massiv ein. Anhaltend schlechte Nachrichten rund um den Ukrainekrieg und die Energiekrise ließen das Geschäftsklima im September um fast das Dreifache einer üblichen Monatsveränderung abstürzen, erklärte die KfW-Bankengruppe am Dienstag zu ihrem Mittelstandsbarometer mit dem Ifo-Institut.

„Deutschland ist auf Rezessionskurs eingeschwenkt“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte schon im Sommer geschrumpft sein, mindestens zwei weitere negative Quartalsraten dürften folgen.

„Die Grabesstimmung vor allem in den konsumnahen Branchen und die überall deprimierenden Erwartungen unterstreichen, vor welchen Herausforderungen Deutschland angesichts explodierender Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der unsicheren Versorgungslage gerade bei Erdgas steht.“

Auch wenn eine Rezession praktisch sicher sei, könne diese indes glimpflicher verlaufen als es die depressive Stimmung nahelege. Gerade bei den Geschäftserwartungen dürften neben den Sorgen über Energiekosten und schwindende Absatzperspektiven große Ängste eine Rolle spielen. Der jüngst verkündete Abwehrschirm der Ampelkoalition von 200 Milliarden Euro könne einigen Kostendruck von Unternehmen wie Haushalten nehmen. „Gerade die Strom- und Gaspreisbremsen dürften den Konsum spürbar stützen.“

Das gesamte Mittelstandsbarometer sank um 7,8 Zähler auf minus 23,9 Saldenpunkte und somit auf den tiefsten Stand seit 28 Monaten. Die Beurteilungen der Lage fielen knapp in den Minus-Bereich und die Geschäftserwartungen sanken auf -44,1 Saldenpunkte und kommen damit laut KfW ihrem Rekordtief aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie immer näher.

>> Lesen Sie hier: Führende Institute erwarten Rezession für 2023 und eine anziehende Inflation

Am schlechtesten sei die Stimmung im Einzelhandel und Großhandel. „Die Sorgen, dass die sehr hohen Inflationsraten massiv die Kaufkraft schmälern und die Haushalte zugleich aus Vorsicht ihr Geld lieber zusammenhalten, sind in beiden Sparten des Handels enorm.“ Noch am glimpflichsten sei das Klima bei Dienstleistern und am Bau. „Lange ein verlässliches Zugpferd der Konjunktur, leidet der Bau aber inzwischen zunehmend an den Preisschüben bei Energie und Materialien sowie den steigenden Finanzierungskosten.“

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