Die Mitteilung „kann aufgrund eines technischen Problems in der Datenaufbereitung nicht zum geplanten Termin veröffentlicht werden“, teilte das Amt am Montag mit. Als neuer Termin wurde die Woche vom 6. bis 10. Februar genannt. Zuvor hatten bereits mehrere Statistische Landesämter - auf deren Ergebnissen die erste bundesweite Schätzung zur Inflation fußt - die Bekanntgabe verschoben. Als Grund nannten die Behörden in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen die Umstellung der Datenreihen auf das neue Basisjahr 2020. Die Statistiker machen solche Revisionen regelmäßig, um etwa neue Entwicklungen im Warenkorb berücksichtigen zu können.
Die europäische Statistikbehörde Eurostat will ungeachtet dessen weiterhin am Mittwoch die Zahlen für die Preisentwicklung in der Euro-Zone im Januar veröffentlichen. Dabei werde man für Deutschland eine Schätzung verwenden, erklärte Eurostat am Montag auf Anfrage. Die Entwicklung der Teuerung ist ein zentrales Entscheidungskriterium für die Europäische Zentralbank (EZB), die an diesem Donnerstag zu ihrer ersten Zinssitzung des Jahres zusammenkommt.
Die Belastung der deutschen Verbraucher durch die Inflation hat Ökonomen zufolge im Januar deutlich zugenommen. Die Verbraucherpreise dürften einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Volkswirten von zwölf Banken zufolge um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sein. Im Dezember war die Teuerungsrate auf 8,6 Prozent gefallen, nachdem sie im November noch bei 10,0 Prozent gelegen und im Oktober mit 10,4 Prozent sogar den höchsten Stand seit mehr als 70 Jahren erreicht hatte. Einige der befragten Ökonomen halten sogar für möglich, dass die Preissteigerungsrate zu Jahresbeginn wieder zweistellig wird.
Schneller schlau: Inflation
Wenn die Preise für Dienstleistungen und Waren allgemein steigen – und nicht nur einzelne Produktpreise – so bezeichnet man dies als Inflation. Es bedeutet, dass Verbraucher sich heute für zehn Euro nur noch weniger kaufen können als gestern noch. Kurz gesagt: Der Wert des Geldes sinkt mit der Zeit.
Die Inflationsrate, auch Teuerungsrate genannt, gibt Auskunft darüber, wie hoch oder niedrig die Inflation derzeit ist.
Um die Inflationsrate zu bestimmen, werden sämtliche Waren und Dienstleistungen herangezogen, die von privaten Haushalten konsumiert bzw. genutzt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschreibt das wie folgt: „Zur Berechnung der Inflation wird ein fiktiver Warenkorb zusammengestellt. Dieser Warenkorb enthält alle Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte während eines Jahres konsumieren bzw. in Anspruch nehmen. Jedes Produkt in diesem Warenkorb hat einen Preis. Dieser kann sich mit der Zeit ändern. Die jährliche Inflationsrate ist der Preis des gesamten Warenkorbs in einem bestimmten Monat im Vergleich zum Preis des Warenkorbs im selben Monat des Vorjahrs.“
Eine Inflationsrate von unter zwei Prozent gilt vielen Experten als „schlecht“, da sie ein Zeichen für schwaches Wirtschaftswachstum sein kann. Auch für Sparer sind diese niedrigen Zinsen ein Problem. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent an.
Deutlich gestiegene Preise belasten Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie können sich für ihr Geld weniger leisten. Der Privatkonsum ist jedoch eine wichtige Stütze der Konjunktur. Sinken die Konsumausgaben, schwächelt auch die Konjunkturentwicklung.
Von Disinflation spricht man, wenn die Geschwindigkeit der Preissteigerungen abnimmt – gemeint ist also eine Verminderung der Inflation, nicht aber ein sinkendes Preis-Niveau.
„Die deutschen Verbraucherpreise werden im Januar im Vorjahresvergleich deutlich nach oben schießen“, sagen die Analysten der BayernLB voraus. Dafür sehen sie gleich mehrere Gründe, darunter die veränderte Gewichtung innerhalb des Warenkorbes, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird. „Als neues Basisjahr wurde trotz der Corona-Pandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen“, so die Experten. „Die Konsequenz dürfte eine deutlich höhere Teuerungsrate sein.“
„Gegeneffekt programmiert“
Zudem hatte im Dezember die Übernahme der Gas- und Fernwärmeabschläge durch die Bundesregierung die Inflation gedämpft. „Im Januar ist ein Gegeneffekt programmiert“, so die BayernLB. Zudem dürften Strom- und Gaspreise mindestens auf das vom Staat in den Energiepreisbremsen festgelegte Preisniveau steigen. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.
„Im Januar und Februar ist noch ein leichter Zwischenanstieg möglich, danach sollte es im Jahresverlauf im Trend aber abwärts gehen“, sagte auch der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet er mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde. „Deutschland hat den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen, und das wird sich im Jahresverlauf zunehmend zeigen“, sagte Dullien.
Lesen Sie auch: Wie der Chef die Inflation ausgleicht