Konjunkturausblick 2016 Die unsichtbaren Gefahren für den Aufschwung

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Was, wenn die Deutschland-Blase platzt?

Allerdings profitieren einzelne Branchen wie die Bauwirtschaft durchaus von der Zuwanderung. „Wir rechnen mit einem zusätzlichen Bedarf von 400.000 Wohneinheiten jährlich, falls in den nächsten Jahren 3,6 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, sagt Heiko Stiepelmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Daher werde die industrielle Fließbandproduktion von Häusern in Modulbauweise zunehmen. Für den Wohnungsbau sei ein Umsatzplus von bis zu sechs Prozent drin.

Was Analysten für das Anlagejahr 2016 erwarten
Deutsche Bank Quelle: REUTERS
Deka BankDie Fondsspezialisten der Sparkassen erwarten, dass der Goldpreis im kommenden Jahr deutlich unter die kritische Marke von 1000 Dollar fallen wird. S&P 500: 2000 Punkte Nikkei: 17000 Punkte Gold: 960 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre: 1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,9 Prozent Quelle: dpa
PostbankIm Gegensatz zur Deka Bank ist die Postbank beim Goldpreis etwas optimistischer. Ein möglicher Impuls kommt von der Schmucknachfrage, da die Konjunktur in Indien zuletzt deutlich besser lief als erwartet. S&P 500: 2250 Punkte Nikkei: 21750 Punkte Gold: 1100 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10 Jahre: 1,0 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,75 Prozent Quelle: dpa
Berenberg BankDeutschlands älteste Privatbank ist im Vergleich zur Konkurrenz vergleichsweise optimistisch, was den Euro angeht. S&P 500: 2200 Punkte Gold: 1150 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1,15 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre Rendite: 1,1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,8 Prozent Quelle: obs
SantanderS&P 500: 2250 Punkte Gold: 1050 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10-jährige: 0,9 Prozent US-Treasury Rendite 10-jährige: 2,75 Prozent Quelle: AP
Credit Suisse Quelle: REUTERS
Commerzbank Quelle: dpa

Dagegen leidet der Wirtschaftsbau weiter unter der Investitionszurückhaltung der Unternehmen. „Angesichts der verschlechterten Standortbedingungen in Deutschland investieren viele Betriebe lieber im Ausland“, sagt Stiepelmann. Das gilt vor allem für energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie.

In dieser Branche hat wegen der hierzulande explodierenden Energiekosten ein regelrechter Desinvestitionsprozess eingesetzt. Kein Wunder, dass 28 Prozent der von ifo befragten Unternehmen im nächsten Jahr weniger investieren wollen als in diesem Jahr. Das größte Investitionshemmnis sehen sie in der wachstumsfeindlichen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Mindestlohn, Energiekosten, Rente mit 63 und die Revision der Arbeitsmarktreformen aus der Schröder-Ära drücken auf die Investitionslaune der Unternehmen.

Dazu kommt, dass die Lohnstückkosten schon seit Jahren schneller als im Rest der Euro-Länder steigen. „Deutschland hat bereits ein Drittel des Vorteils an preislicher Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, den es sich in den ersten zehn Jahren der Währungsunion erarbeitet hat“, warnt Commerzbank-Chefökonom Krämer. Setzt sich das fort, könnte Deutschland das neue Spanien werden. Nach der Euro-Einführung hatte der für Spanien viel zu niedrige Einheitszins der Europäischen Zentralbank (EZB) dort einen gigantischen Konsum- und Immobilienboom ausgelöst, der später in der Krise endete.

Auch in Deutschland sind die Zinsen gemessen an der wirtschaftlichen Lage derzeit viel zu niedrig. In vielen Städten boomt der Immobilienmarkt. „Wenn die Preise weiter so schnell steigen, drohen in einigen Jahren Blasen“, warnt Krämer.

Was aber, wenn die Deutschland-Blase platzt? Ökonom Mayer prophezeit, dass dann die EZB eingreift und weiter billiges Geld zur Verfügung stellt. Um die Wirtschaft zu stützen, könnte sie allen Bürgern direkt Euro auf die Konten buchen. Dann könnten die Deutschen zwar noch mehr shoppen. Doch das Vergnügen wäre kurz. Auf den Konsumboom würde schon bald ein Inflationsboom folgen.

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