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Konjunkturausblick

Fünf Thesen, was 2015 der Wirtschaft bringt

Das Jahr 2015 wird sicherlich erneut ein spannendes und ereignisreiches Jahr werden. Doch was genau erwartet die Wirtschaft im kommenden Jahr? Der Chefvolkswirt der DZ Bank wagt fünf Thesen.

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Wie wird das Wirtschaftsjahr 2015? Quelle: dpa

Das Jahr 2015 wird sicherlich erneut ein spannendes und ereignisreiches Jahr werden. Doch was genau erwartet die Wirtschaft im kommenden Jahr? Ich wage fünf Thesen: Das Deutsches BIP wird um 1,25 Prozent wachsen - die Deflation wird in Deutschland kein Thema werden – die europäische Zentralbank wird in Staatsanleihenkauf einsteigen – der Euro bleibt schwach und der Ölpreis erholt sich wieder. Und was heißt das für die Börsen? Auf Jahressicht sehen wir für den DAX nur wenig Potential nach oben. Dennoch sehen wir in ausgewählten Bereichen lukrative Chancen am Aktienmarkt auf uns zukommen.

BIP ist im dritten Quartal 2014 nur minimal gewachsen

Über den Sommer hat sich in diesem Jahr die Konjunkturlage in Deutschland merklich eingetrübt. Nicht nur die Stimmungsindikatoren, auch „harte“ Daten fielen enttäuschend aus. So hat die gesamtwirtschaftliche Leistung (BIP) im dritten Quartal nur minimal zugelegt. Die Gründe für die Abschwächung sind sowohl im außenwirtschaftlichen Umfeld als auch in der heimischen Wirtschaftspolitik zu sehen.

Stefan Bielmeier ist seit 2010 der Chefvolkswirt und Leiter Research der DZ Bank, dem Zentralinstitut von mehr als 900 Genossenschaftsbanken. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Im Exportgeschäft bereiten uns große Schwellenländer wie Russland und Brasilien sowie einige Euro-Nachbarländer derzeit Sorgen. Dafür ist aber beispielsweise die Nachfrage aus den USA und Großbritannien zuletzt merklich gestiegen. Ein negativer Impuls kam im Jahresverlauf 2014 von den Investitionen: Die deutschen Unternehmen haben wohl vor allem angesichts der internationalen Unsicherheiten ihre Investitionsausgaben eingeschränkt. Dagegen hat die gute Kauflaune bei den Verbrauchern, gestützt durch die Rekordbeschäftigung am Arbeitsmarkt, für einen weiterhin robusten privaten Konsum gesorgt.

2015 profitiert die Konjunktur vom Ölpreis

Im kommenden Jahr dürfte sich die Konjunkturdynamik in Deutschland wieder allmählich beleben. Zwei „externe Helfer“ kommen der deutschen Wirtschaft dabei zugute: Der niedrige Ölpreis und der schwächere Eurokurs. Der dramatische Fall des Ölpreises wirkt auf die deutsche Wirtschaft derzeit wie eine Steuersenkung für Unternehmen und Verbraucher. Bei den Unternehmen lassen die sinkenden die Energiekosten die Gewinne steigen, bei den privaten Haushalten wächst unerwartet die reale Kaufkraft der Einkommen.

Meilensteine der Ölpreisentwicklung

Nach unseren aktuellen Berechnungen dürfte die ölpreisbedingte Entlastung insgesamt im kommenden Jahr in Deutschland etwa einen halben Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung ausmachen. Der überwiegende Teil davon dürfte in zusätzlicher Nachfrage und damit einem Wachstums-Plus resultieren. Der schwächere Euro wiederum stärkt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der EWU-Unternehmen im internationalen Handel. Die Vorteile hieraus zeigen sich – anders als beim Ölpreis – aber erst in der etwas längeren Frist.


Als ersten Hinweis auf eine bevorstehende konjunkturelle Erholung lässt sich die Wende der letzten Wochen bei wichtigen Stimmungsindikatoren interpretieren – wie etwa beim ifo-Geschäftsklima oder den ZEW-Konjunkturerwartungen. Dabei wird der private Konsum auch im kommenden Jahr die zentrale Stütze für die heimische Nachfrage bleiben. Die Investitionsausgaben werden sich dagegen nur ganz allmählich wieder erholen. Die deutschen Ausfuhren dürften 2015 – gestützt auf eine recht dynamische US-Wirtschaft und eine Erholung in wichtigen Schwellenländern – etwas schneller wachsen als in diesem Jahr. Unter Berücksichtigung des lebhaften Importwachstums geht vom Außenhandel insgesamt 2015 aber kaum ein positiver Einfluss auf die Gesamtwirtschaft aus. Alles in allem ergibt sich für das kommende Jahr eine gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate von 1,3 Prozent.

Energiepreise und Inflation werden sinken

Der Schwächeanfall des Ölpreises drückt auch in Deutschland auf die Energiepreise und dämpft die Inflationsrate weiter. Derzeit bewegt sich die Teuerungsrate für den privaten Verbrauch deutlich unter der Ein-Prozent-Marke, um den Jahreswechsel dürfte sie sogar noch etwas weiter sinken. Eine deflationäre Entwicklung mit dauerhaft sinkenden Preisen ist hierzulande aber dennoch nicht zu erwarten. Dafür sorgen schon allein die kräftigen Lohnsteigerungen, die keine „Deflationsmentalität“ wie in Japan aufkommen lassen.

Im kommenden Jahr dürfte die Inflationsrate in Deutschland vielmehr wieder etwas anziehen. Während der vor allem über den Ölpreis importierte Abwärtstrend allmählich auslaufen wird, verstärken sich die binnenwirtschaftlichen Teuerungsimpulse. Die Lohnstückkosten dürften, bedingt auch durch den Mindestlohn, beschleunigt zunehmen, und die Steigerung der Wohnungsmieten setzt sich vor allem in den Ballungsräumen weiter fort. Insgesamt dürfte die Teuerungsrate leicht von 0,8 Prozent 2014 auf 0,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2015 ansteigen.

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