Konjunkturboom und volle Staatskassen Deutsche Wirtschaft wächst 2017 um 2,2 Prozent

Das BIP ist so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Quelle: dpa

Die deutsche Wirtschaft hat 2017 um 2,2 Prozent zugelegt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies ist das stärkste Wachstum seit 2011. Auch der Staatshaushalt erzielte einen Rekordüberschuss.

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Die deutsche Wirtschaft ist 2017 so stark gewachsen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 2,2 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin anhand vorläufiger Zahlen bekanntgab. Es war das stärkste Plus seit 2011. Damals musste sich Europas größte Volkswirtschaft allerdings von der tiefen Rezession 2009 infolge der globalen Finanzkrise erholen. 2016 war die Wirtschaft um 1,9 Prozent gewachsen.

Auch am Jahresende 2017 ist die Wirtschaft erneut kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt sei zwischen Oktober und Dezember voraussichtlich um "gut ein halbes Prozent" zum Vorquartal gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Diese Schätzung sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet, da noch nicht alle Konjunkturindikatoren vorlägen. Eine erste offizielle Schätzung zum vierten Quartal wird im Februar veröffentlicht.

Getragen wurde der kräftige Aufschwung im vergangenen Jahr von der Kauflust der Verbraucher, gestiegenen Investitionen vieler Unternehmen und der Nachfrage nach „Made in Germany“ im Ausland. Auch der Fiskus profitierte von dem Konjunkturboom: Sprudelnde Steuern und Sozialbeiträge sorgten für gut gefüllte Staatskassen.

Die Verbraucher sind in Konsumlaune, die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig und Sparen wirft wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch etwas. Nach Angaben der Konsumforscher der Nürnberger GfK machen sich derzeit die wenigsten Menschen in Deutschland Sorgen um ihren Job. Das Vertrauen in die boomende Wirtschaft sei weiterhin hoch.

Rekordjahr für Exporteure

Zugleich sorgt die kräftige Erholung der Weltwirtschaft für steigende Nachfrage nach Waren aus deutscher Produktion. Deutschlands Exporteure steuern 2017 auf das vierte Rekordjahr in Folge zu. In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres wurden Maschinen, Autos und andere Waren im Wert von 1,18 Billionen Euro ausgeführt - ein Plus von 6,5 Prozent zum Vorjahr. Auch die Unternehmen in Deutschland investierten zuletzt wieder mehr in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge.

Der deutsche Staat nahm 2017 das vierte Mal in Folge mehr Geld ein als er ausgab. Auf 38,4 Milliarden Euro summierte sich der Überschuss bei Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen. Das entspricht einem Plus von 1,2 Prozent des BIP. Europas größte Volkswirtschaft profitiert auch von den niedrigen Zinsen. Der Staat kommt dadurch am Kapitalmarkt billiger an Geld.

Deutschland ist seit Jahren weit entfernt von der Defizit-Grenze des Maastricht-Vertrages. Darin erlauben sich die Europäer höchstens ein Defizit von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung. Ein - wenn auch minimales - Minus hatte Deutschland zuletzt 2013 verbucht.

Ökonomen trauen der deutschen Wirtschaft auch im laufenden Jahr ein kräftiges Wachstum von mehr als zwei Prozent zu. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute sowie Bank-Volkswirte hatten zuletzt ihre Prognosen angehoben. „Die deutsche Wirtschaft brummt“, brachte es jüngst ifo-Präsident Clemens Fuest auf den Punkt.

Gute Prognose des BDI

Für 2018 sieht der Industrieverband BDI Deutschland "auf dem Weg in die Hochkonjunktur". Für das laufende Jahr erwarte der Verband einen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von zweieinviertel Prozent, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf am Donnerstag laut Redetext in Berlin. Das wäre in etwa das Niveau von 2017. "Echte Risiken für eine konjunkturelle Überhitzung sehen wir nicht", ergänzte er. Die deutschen Firmen dürften deutlich mehr investieren als zuletzt und auch der Beschäftigungsaufbau werde weitergehen. Es werde "etliche hunderttausend neue Arbeitsplätze" geben.

Bedrohungen für den Aufschwung sieht Kempf vor allem von außen. So werde die US-Steuerreform den Steuerwettbewerb "enorm" verschärfen. Es werde deutsche Firmen geben, die ansonsten von ihr profitierten und solche, die Belastungen fürchten müssten. "Eine andere große Gefahr für unsere Konjunktur liegt fast direkt vor unserer Haustür", warnte Kempf und sprach vom Brexit. "Unsere Unternehmen müssen sich auf alle Eventualitäten vorbereiten - und eben auch auf einen harten Brexit."

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